Emma Schoepe, Hannah Jaitner · Foto: Martin Sigmund
Susanne Weckerle · Foto: Martin Sigmund
Rolf Kindermann, Susanne Weckerle, Stephan Weber, Dennis Junge, Konrad Mutschler · Foto: Martin Sigmund
Hannah Jaitner, Emma Schoepe · Foto: Martin Sigmund
Emma Schoepe, Susanne Weckerle, Hannah Jaitner · Foto: Martin Sigmund
Stephan Weber · Foto: Martin Sigmund

Der aufhaltsame Aufstieg des Arturo Ui

Schauspiel von Bertolt Brecht


Schwarzwälder Bote, 25. Februar 2023

„Gegen Hass und Hetze“

(von Christoph Holbein)

Bertolt Brechts Schauspiel „Der aufhaltsame Aufstieg des Arturo Ui“ am Landestheater Tübingen in einer erfrischend kurzweiligen Inszenierung

„Wir sind Ui…“ singt es in klatschbarer Rhythmik und eingängiger Melodie durch den Theater-Saal: Die Verführbarkeit der Masse und der alten politischen Eliten übersetzt Regisseur Dominik Günther bei seiner Interpretation des Schauspiels „Der aufhaltsame Aufstieg des Arturo Ui“ von Bertolt Brecht am Landestheater Württemberg-Hohenzollern Tübingen Reutlingen (LTT) gut komponiert in plakativ eindringliche und verständliche Bilder. Sandra Fox hat dafür als Bühne die Szenerie eines Supermarktes gewählt: Kristallisationspunkt von Krisenerscheinungen wie Inflation und Absatzschwierigkeiten. Vor den Regalen und im Spiel mit den Einkaufswagen entwickelt sich eine intensive Inszenierung des Stückes, mit dem Brecht den Aufstieg Adolf Hitlers transformiert in das Chicagoer Gangster-Milieu und aufzeigt, wie die wirtschaftlichen Machtverhältnisse das Aufblühen des Faschismus begünstigten und sich eine Gestalt wie Hitler zum „Führer“ aufschwingen konnte.

Regisseur Günther setzt bei seiner Inszenierung auf aussagekräftige Körperlichkeit der Protagonisten. Arturo Ui – erfrischend interpretiert vom neuen Ensemble-Mitglied Emma Schoepe – präsentiert sich zunächst in ungelenken, kurzatmigen, ja fast epileptischen Bewegungen, um dann nach entsprechendem Training im neuen Outfit in überzeugende Haltung vor sein Publikum zu treten. Und Hannah Jaitner als dessen Leutnant, verdreht und verbiegt sich spinnenhaft tänzerisch und zelebriert damit ihre Figur in dämonischer Intensität. Wie auch das gesamte Ensemble überzeugt mit guter Mimik, in seinen Bewegungen und Gesten fein komponiert. Die Regie untermalt das mit einem ganz zarten, fast satirischen Humor. Die Gewaltszenen stilisieren die Brutalität und wirken gerade deshalb besonders intensiv. Dazwischen gibt es bestens choreografierte gesangliche und tänzerische Szenen, die den gesamten Auftritt verstärken. Das peppt das Brecht-Stück auf, ohne zu dick aufzutragen und zu übertreiben.

Gut und sogar ein bisschen amüsant umgesetzt ist die verführerische Rattenfängerei des Systems von Ui, der mit allen Mitteln immer mehr Macht und Einfluss erringt und dabei auch nicht davor zurückschreckt, treue Weggefährten aus dem Weg zu räumen. Die musikalische Gestaltung von Leo Schmidthals in ihrer Schlager-Show-Manier untermalt diese Verführungs- und Manipulationsmechanismen. Das steigert sich in ausladenden, fast gebärdensprachigen Gesten nahezu ins Opern- und Oratorienhafte und mündet in eine starke Schluss-Sequenz, die noch einmal die vielen Bildern und Assoziationen aufgreift.

Am Ende des Abends nach dem Applaus steht der Appell des Ensembles – vorgelesen von Emma Schoepe -, Hass und Hetze entschieden entgegenzutreten, denn wie formulierte es Bertolt Brecht: „Der Schoß ist fruchtbar noch, aus dem das kroch.“


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Reutlinger Generalanzeiger, 20. Februar 2023

Gemüsehändlers Next Topmodel

(von Thomas Morawitzky)

Das LTT hat Bertolt Brechts »Arturo Ui« in den Supermarkt geschleppt und lässt ihn singen.

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Schwäbisches Tagblatt, 20. Februar 2023

Der Schoß ist fruchtbar noch.

(von Peter Ertle)

Warum die zahlreichen Uis nicht aufgehalten werden, ist gerade heute wieder sehr die Frage. Das LTT wählt für Brechts Gangster-Parabel einen Supermarkt und weiß vor allem nach der Pause zu gefallen – mit einem furiosen Artisto Arturo.

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DIE DEUTSCHE BÜHNE, 18. Februar 2023

Wer oder was ist Arturo Ui?

(von Manfred Jahnke)

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