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Black Comedy von Peter Shaffer · Deutsch von Lüder Wortmann
Schwarzwälder Bote, 10. Dezember 2019
Amüsant, vergnüglich, etwas oberflächlich
(von Christoph Holbein)
Die „Komödie im Dunkeln“ sorgt für Licht, Reibung, Elektrizität und sogar ein wenig Spannung
Die Zutaten für einen unterhaltsamen Theaterabend liefert Peter Shaffer in seiner „Komödie im Dunkeln“ frei Haus: eine nette Handlung voller Chaos und Zuspitzung, klischeehaft überzeichnete Figuren und den aberwitzigen Einfall, die Sehgewohnheiten des Publikums auf den Kopf zu stellen. Wenn es auf der Bühne für die Zuschauer hell ist, dann spielen die Protagonisten, dass um sie tiefste Dunkelheit herrscht. Und wenn jemand in der Szenerie ein Lichtlein mittels Feuerzeug oder Taschenlampe anmacht, dann fällt die Bühne ins Dunkel, die Schauspieler agieren aber so, als herrsche hellste Helligkeit. Und hier kommen in der Inszenierung von Jan Jochymski im Saal des Landestheaters Württemberg-Hohenzollern Tübingen Reutlingen (LTT) auch die Zuschauer ins Spiel, die immer laut ein „Uuu“ rufen, wenn das Licht auf der Bühne angeht, und ein „Aaa“, wenn dieses ausgeht. Auch wenn das Engagement des Publikums im Laufe des Abends etwas abebbt, der Einfall bleibt dennoch originell.
Für unschuldig-naives Amüsement, das niemandem wehtut, sorgt auch die Handlung: Ein Stromausfall in der Wohnung des jungen Bildhauers Brindsley Miller führt zu Verwirrungen und Verwicklungen, zumal sich Brindsleys Schwiegervater in spe zum Kurzbesuch angesagt hat, der junge Bildhauer sich dafür einige elegante Möbel des Nachbarn ohne dessen Wissen ausgeliehen hat, dieser aber unverhofft früher von seiner Reise zurückkehrt und zu allem Überfluss auch noch Brindsleys Ex-Freundin Clea auftaucht. Christiane Hercher liefert dazu ein stimmiges, atmosphärisches Bühnenbild und passende Kostüme, Regisseur Jan Jochymski eine mit Tönen, Geräuschen und Musik untermalte und synchronisierte humoreske Regiearbeit voller Slapstick und Witz. Da ist auf der Bühne aberwitziger Klamauk geboten gewürzt mit Akrobatik und Klamotte, pures Theaterspiel, das zum Lachen bringt, aber nur wenig Tiefgang besitzt. Die Schauspieler sind gefordert, im grellen Scheinwerferlicht so zu agieren, als sähen sie nicht die Hand vor den Augen und umgekehrt. Nicht allen gelingt das gleich überzeugend. Etwas einfacher macht das Spiel, dass die Typen sehr klischeehaft gezeichnet sind – wie in einem Kintopp-Film: Sie stoßen sich den Kopf, stolpern, fallen übereinander, wähnen sich unsichtbar und unbeobachtet. Das wirkt alles ein bisschen wie bei Dick und Doof und Buster Keaton.
So entstehen groteske Szenen, etwa wenn der junge Bildhauer im Dunkeln versucht, die Möbel des Nachbarn wieder in dessen Wohnung zurückzubringen im Austausch gegen seine alten, verratzten Sitzgelegenheiten. Das provoziert Lacher. Die Verwicklungen gewinnen an tempogeladener Fahrt, gespickt mit Verwechslungen und witzigen Details, die fröhlich arrangiert sind. Manches allerdings wirkt aufgesetzt und stark überzeichnet. Es ist Klamauk in Reinkultur, bei dem die Akteure Spielfreude und enormen Körpereinsatz beweisen: ein Durcheinander mit Schluckauf, Katzenallergie, Absturz durch die offene Keller-Luke und zerbrochener Buddha-Figur.
Alles in allem ist es ein unterhaltsamer, vergnüglich-amüsanter Abend, der über ein paar Durchhänger, Oberflächlichkeiten und allzu gekünstelte Darbietungen hinwegsehen lässt.
Schwäbisches Tagblatt, 2. Dezember 2019
Fluchtpunkt Youssef, Spuk Godunow
(von Peter Ertle)
Flach, grell, boulevardesk, farcenhaft, knallblöd beschwipst.
Generalanzeiger Reutlingen, 2. Dezember 2019
Inszenierung mit Licht und Schatten
(von Kathrin Kipp)
Mit Peter Shaffers »Komödie im Dunkeln« halten Trash, Täuschung und Tohuwabohu Einzug ins LTT
Das LTT goes Boulevard, mit der »Komödie im Dunkeln« (1965) von Peter Shaffer (»Amadeus«), der auf der Bühne durch einen Stromausfall eine Vernissage grandios scheitern lässt. Die Figuren tappen im Dunkeln, während die Zuschauer alles sehen, eigentlich eine famose Grundlage für viel schwarzen Humor und wilden Slapstick. Und so gibt es auch am LTT jede Menge Getapse, Gerumpel, Täuschungsmanöver, Versteckspiele, Verwechslungen, Perspektivwechsel, Doppeldeutigkeiten, Akrobatik und Sprachsport. Schnell fallen die Hüllen, denn schließlich kommt im Dunkeln vieles ans Licht, auch in der schmissigen Show von Regisseur Jan Jochymski (...)