Stephan Weber, Justin Hibbeler · Foto: Tobias Metz
Stephan Weber, Justin Hibbeler · Foto: Tobias Metz
Justin Hibbeler, Stephan Weber · Foto: Tobias Metz
Justin Hibbeler · Foto: Tobias Metz
Stephan Weber, Justin Hibbeler · Foto: Tobias Metz
Justin Hibbeler, Stephan Weber · Foto: Tobias Metz
Stephan Weber, Justin Hibbeler · Foto: Tobias Metz
Justin Hibbeler, Stephan Weber · Foto: Tobias Metz
Stephan Weber, Justin Hibbeler · Foto: Tobias Metz

Hitlers Ziege und die Hämorrhoiden des Königs

Farce von Rosa von Praunheim · 16+


Kupferblau, 19. Juni 2023

Hitler und seine Ziege: A Love Story Not To Remember

(von Lukas Lummer)

AfDler, die Hitler wieder auferstehen lassen und dabei singen “AfD, AfD, Arschlöcher für Deutschland” sind nur die Spitze des Eisbergs und lassen nur erahnen, welche abgedrehten Machenschaften noch in den Räumen des LTTs folgen werden.

[mehr lesen]


Schwäbische Post, 29. Mai 2023

Große Tunten mit Erfolg und Hitlers Ziege

(von Dagmar Oltersdorf)

Langer Applaus für das sicher provokanteste Stück bei den Theatertagen.

[mehr lesen]


Schwäbisches Tagblatt, 8. April 2023

Und es lacht doch jemand, bei jedem einzelnen Furz

(von Moritz Siebert)

Weckherlin greift Praunheims Vorlage mit allem Klamauk ziemlich genüsslich auf, man merkt dem Team die große Freude am Stoff an.

Friedrich der Große jagt Adolf Hitler mit einem Riesenpenis, die AfD kämpft gegen das Gesinnungstheater: Das LTT zeigt Rosa von Praunheims „Hitlers Ziege und die Hämorrhoiden des Königs“. Und wo sind da die Grenzen?

 

Es ist alles eine einzige Zumutung. Friedrich der Große jagt Hitler mit einem Riesenpenis quer durchs Haus. Zusammen sitzen sie, Hitler im Abendkleid, am Klavier und trällern: „Morden muss sich lohnen, Millionen Tote haben einen Sinn“. Zuvor lässt sich Onkel Adolf von seiner Nichte Geli ankacken und verkehrt mit einer Ziege. Überall sind Hakenkreuze zu sehen und ununterbrochen wird gefurzt.
Skandal? Na ja, das Publikum weiß wohl, worauf es sich hier einlässt. Dass sich „Hitlers Ziege und die Hämorrhoiden des Königs“ jenseits der Gürtellinie bewegt, Fäkalhumor und Trash feiert, dürfte bekannt sein. Uraufgeführt wurde Rosa von Praunheims Nazi-Farce 2020 am Deutschen Theater Berlin. Nun inszeniert es LTT-Intendant Thorsten Weckherlin in Tübingen. Premiere war am Donnerstag.
War Hitler schwul? Hatte er nur einen Hoden? Hatte er überhaupt jemals Sex? Und biss ihm eine Ziege als Kind bei einer Mutprobe den Pimmel ab? Weiß man alles nicht. Die Gerüchte und Legenden um Hitlers Sexualität greift von Praunheim als zentrale Motive auf, um sich eingehend mit ebendieser Facette der Figur Hitler auseinanderzusetzen. Verborgene Homosexualität und beschädigte Männlichkeit als Ursache für Massenmord: So könnte man das nun interpretieren. Den Anspruch, eine psychologische Abhandlung zu sein, stellt das Stück aber nicht.
Was die Homosexualität Friedrichs des Großen angeht, der zweiten historischen Figur, die hier in unhistorischem Kontext auftritt, ist die Quellenlage etwas deutlicher. Außerdem litt er an Hämorrhoiden, das spielt für die Handlung zwar keine allzu große Rolle, aber bietet eben ein weiteres Element im Reigen an Ekligkeiten. „Ich war stockschwul und habe es genossen“, so stellt sich Friedrich vor, als ihm Hitler im Himmel begegnet. Gesprächsthemen sind das ausgeprägte Sexleben Friedrichs, das verhunzte des Führers. Die beiden musizieren und blicken auf die Zukunft Deutschlands und auf eine lächerliche AfD. „Selbst wir waren in unserer Anfangszeit besser.“
Weckherlin greift Praunheims Vorlage mit allem Klamauk ziemlich genüsslich auf, man merkt dem Team die große Freude am Stoff an. Er inszeniert mit Tempo, die Szenen wechseln abrupt, Realitätsebenen verschwimmen, ebenso die Grenzen zwischen Publikum und Bühne, zwischen Garderobe und Bühne, zwischen Theater und Realität. Detailreich sind Bühne (das wichtigste Requisit ist ein Furzkissen) und Kostüme mit Uniformen und Hakenkreuzsocken gestaltet (Vinzenz Hegemann). Die Darsteller Justin Hibbeler und Stephan Weber wechseln permanent und überzeugend die Rollen, spielen Musik (Jörg Wockenfuß) live mit Klavier, Gitarre und Loop-Gerät, und performen die Chansons und Kampflieder mit ihren grauenvoll primitiven Texten großartig. Beeindruckend ist Hibbelers Darstellung des gedemütigten, bloßgestellten, auf seine Schwächen reduzierten Hitler. Weber glänzt mit einem Spektrum an Dialekten und Akzenten und humoristischen Momente, etwa wenn er mit dem Souffleur kommuniziert.
Was den Humor angeht, bleibt die Tübinger Ausgabe aber ansonsten auch irgendwo zwischen Analphase und Pubertät stecken. Und dennoch ist die Inszenierung mehr als ein Höllentrip durch die Abgründe der Sexualität von Oberschurken und ihren Körperfunktionen.
Wie können diese lächerlichen Figuren Vorbilder sein? Das is t eine zentrale Frage, die Rosa von Praunheim stellt. Die Zusammenhänge mit der Gegenwart, die mit einem erstarkenden Nationalismus kämpft in Gestalt einer AfD, bleiben auch am LTT recht lose, bekommen hier aber Gewicht.
AfD-Figuren, die teils an reale Personen angelehnt sind, auch wenn sie nicht so heißen, führen und moderieren durch die groteske Welt und halten eine ständige Verbindung in die Realität. Am Anfang verteilt ein sorgfältig gescheitelter AfD-Mann (Weber) Wahlwerbung, auf der die Vorstellung der Partei vom Theater beschrieben steht, ohne Minderheitenmeinungen, neutral – und ja nicht woke. Sie träumen vom starken Schwulen, Hitler und Friedrich, das waren „Tunten, die vor nichts zurückschrecken“, und von einem Hitlermuseum, das den wahren Hitler zeigt, den homosexuellen Hitler. Sie schwingen Reden und Deutschlandfahnen und immer wieder erklingt ihr Kampflied „AfD, Arschlöcher für Deutschland“. Na, klatscht da jetzt wirklich jemand mit? Wir sind ja im Theater. Oder?
Die Zuschauer müssen viel aushalten, das Stück setzt viel auf Konfrontation, hinterfragt eigenes Verhalten. Zum Beispiel: Warum beschäftigt uns eigentlich die Sexualität von AfD-Politikern? Oder welche Vorstellung von Humor haben wir eigentlich? Natürlich ist das überhaupt nicht lustig, wenn die Hauptfigur Hitler ununterbrochen furzt. Aber es lacht halt doch immer jemand. Bei jedem einzelnen Furz.


Unterm Strich
Nichts für schwache Nerven – und nichts für Fans von feinsinnigem Humor, von politischer Korrektheit und historischer Präzision. Auch AfD-Anhänger könnten ihre Schwierigkeiten mit dem Stück haben. Aber reizt nicht allein das alles schon zum Theaterbesuch? Die Zuschauer müssen zwar einiges aushalten, belohnt werden sie mit starken schauspielerischen Leistungen.


[schliessen]


Südwest-Presse, 8. April 2023

Spießgesellen an der Scherzgrenze

(von Wilhelm Triebold)

Justin Hibbeler und Stephan Weber: zwei wunderbar wandelbare Darsteller, die sich mit Schmackes und dafür ohne Skrupel und Tabus in die 80-minütige Zumutung schmeißen. Hibbeler oft wie aufgezogen, während Weber gern sein energisches Mussolini-Profil in Stellung bringt.

[mehr lesen]


Reutlinger General-Anzeiger, 8. April 2023

Zwischen Beichtstuhl und Toilette

(von Christoph B. Ströhle)

Das Publikum amüsiert sich über ein immer wieder zum Einsatz kommendes Furzkissen, zuckt angesichts des drall-beherzten Spiels des Duos Hibbeler/Weber mitunter aber auch mächtig zusammen.

[mehr lesen]






© 2016     Landestheater Württemberg-Hohenzollern Tübingen Reutlingen Impressum