Familienstück nach dem Kinderbuch von Lyman Frank Baum in einer Theaterfassung von Monika Kosik
6+
Schwäbisches Tagblatt, 14. November 2023
(von Stefanie Weber)
Mit dem Jungen LTT inszenierte Monika Kosik ihre eigene Version des Zauberers von Oz. Fazit: Alles, was wir brauchen, haben wir in uns selbst.
Unterm Strich
Buntes und lebhaftes Stück, das mit musikalischen Einlagen und wandelbaren Schauspielern in kreativen Kostümen verzaubert. Das Theaterstück ist für Kinder ab 6 Jahren, aber auch für interessierte ältere Zuschauer empfehlenswert.
Reutlinger Generalanzeiger, 13. November 2023
(von Ulrich Schertlin)
Lyman Frank Baums Kinderbuchklassiker »Der Zauberer von Oz« in einer Fassung von Monika Kosik am LTT
Samstag, kurz nach 16 Uhr: Gespannte Stille herrscht im ausverkauften Landestheater Tübingen (LTT) kurz vor der Premiere von »Der Zauberer von Oz«: Monika Kosik hat den amerikanischen Klassiker von Lyman Frank Baum zusammen mit dem neuen Ensemble des Jungen LTT auf eine kinderfreundliche Länge gebracht und in einer knallbunten, poppigen Form präsentiert. Vor einem Bühnenbild, das aussieht wie überdimensional bemalte Bauklötze (konzipiert von Hannah Petersen, die auch für die Kostümierung zuständig ist), spielt die Geschichte von dem Mädchen Dorothy aus Arizona, das durch einen Wirbelsturm in die fantastische Welt von Oz geraten ist und nun wieder zurückfinden möchte. Dies soll mithilfe von drei neuen Freunden gelingen: einer Vogelscheuche, einem Blechmann und einem Löwen. Ihnen gemein ist jeweils ein großer Wunsch: Die Vogelscheuche möchte statt Stroh im Kopf lieber Verstand haben, der Blechmann sehnt sich nach einem echten Herz und der Löwe verlangt nach Mut.
Als die androgyn wirkende Dorothy (gespielt von Vanessa Wirth) im Lande Oz ankommt, stellt sie fest, dass ihr Haus auf der bösen Hexe des Ostens gelandet ist und sie getötet hat. Die gute Hexe des Nordens, die in ihrem Kostüm stark an eine Dragqueen erinnert, beglückwünscht Dorothy dafür und befiehlt, dass sie die magischen Schuhe der toten Hexe anziehen soll. Um in ihre Welt zurückzukehren, müsse sie in die Smaragdstadt, zum großen Zauberer von Oz reisen, der nur helfen will, wenn die böse Hexe des Westens besiegt ist. Nun lernt das Mädchen aus Arizona der Reihe nach ihre Begleiter kennen: die Vogelscheuche (Anna Golde), den Blechmann (Michael Mayer) und den Löwen (Alvaro Rentz).
Jeder Akteur trägt seinen innigsten Wunsch mit einem Lied vor. Für Komposition, Arrangements und Songtexte ist Thies Mynther verantwortlich, der für die Vogelscheuche einen flotten Rhythmus ausgesucht hat, wohingegen der Blechmann ein getragenes Stück singt und der Löwe mit wallendem Haar und athletischen Tanzmoves im Rapstyle daherkommt. Auch der Bösewicht des Stücks, die Hexe des Westens, gewandet im Gothic-Look mit viel Schwarz und jedes Erscheinen begleitet von Bodennebel, hat ihren eigenen Song. In Anlehnung an die Original-Verfilmung heißt dieser aber nicht »Ding-Dong the witch is dead«, sondern wird in »Ding-Dong the witch is back« abgewandelt.
Die Monologe der Hauptpersonen sind oft zweisprachig – die ersten zwei, drei Sätze auf Englisch, doch dann erfolgt sofort die Übersetzung auf Deutsch – dennoch sah man einige ratlose Kindergesichter und hörte ein geflüstertes »Was heißt das denn?«. Die Handlung verläuft glatt, die Dialoge wechseln von tiefsinnig (»Man sieht nur, was das Auge einem erlaubt zu sehen«) zu Wortwitzen (»Versprechen brechen ist Verbrechen«).
Im Finale besiegen die Freunde die böse Hexe des Westens, stellen hernach jedoch fest, dass der Zauberer von Oz nur ein Mensch ohne Zauberbegabung ist, dessen Macht auf Illusion fußt. Dieser macht den Gefährten aber klar, dass das, was sie sich sehnlichst wünschen, bereits in ihnen verborgen ist – und entschwebt mit einem Ballon. Das Schlusslied (»Wenn der Sturm die Wüste tanzen lässt, wird jedes Sandkorn ein Planet«) singen die Freunde gemeinsam und kommen mithilfe der Pink-Barbie-Lookalike Hexe des Südens zur Erkenntnis, »dass es manchmal der Umwege bedarf, um zu finden, was man gesucht hat«. Dorothy kehrt nach Hause zurück und Vogelscheuche, Blechmann und Löwe werden zum »Triumvirat von Oz« ernannt.
Lang anhaltender Applaus zeigte dem neuen Ensemble des Jungen LTT, dass mit dem Stück alles richtig gemacht wurde. Bei der anschließenden Premierenfeier gab es magische Limonade, die den Blutzuckerspiegel auf kurzzeitige Höchstwerte zauberte. Die nächsten Vorstellungen sind am 13. und 14. November, außerdem geht das LTT mit dem »Zauberer von Oz« auf Tour nach Villingen-Schwenningen, Ravensburg, Ehingen und Friedrichshafen.
Online Portal CUL-TU-RE.DE, 12. November 2023
(von Martin Bernklau)
Mit ihrem Jungen Theater bringt Monika Kosik den „Zauberer von Oz“ auf die Bühne im Großen Saal des LTT