Von Jörn Klare · Uraufführung · 15+
Augsburger Allgemeine, 21. Oktober 2025
Im Stadttheater Landsberg stellt sich die Frage „Was ist Heimat“
(von Lu Grundmann)
Das Landestheater Tübingen gastiert mit dem neuen Stück von Jörg Klare. Ein grandioser, bewegender Theaterabend.
Münchner Merkur, 20. Oktober 2025
Grandios: LTT in Landsberg mit „... worin noch niemand war – ein Heimatabend“
(von Susanne Greiner)
„Ein Heimatabend“: Das Tübinger LTT brilliert mit dem Stück „... worin noch niemand war“. Das Gastspiel im Landsberger Stadttheater begeistert.
Schwarzwälder Bote, 15. Oktober 2025
Eine facettenreiche Reise in die Gefühle
(von Christoph Holbein)
Die LTT-Inszenierung erweist sich als runde Sache mit viel Kreativität, Einfallsreichtum und jeder Menge Input, Anregungen und ernsten Inhalten.
„Was ist Heimat?“: eine Herausforderung, eine verortete Erinnerung, der Ort, an dem Menschen leben, denen man vertraut, der Gegenentwurf zur Gegenwart, der Wunschort voller Geborgenheit, der Fleck, an dem man begraben werden möchte, der Seele Sehnsuchtsort oder ein Zustand der Versöhnung. Eine Antwort darauf versucht Jörn Klare mit seiner Auftragsarbeit für das Landestheater Tübingen (LTT) zu geben. Die Inszenierung liefert dazu eine vielstimmige Collage aus den Geschichten und Schicksalen der Menschen, die der Dramatiker „im Ländle“ zusammengetragen hat.
Regisseur Sascha Flocken gießt das in der LTT-Werkstatt in eine mit Musik, Gesang und Live-Aufnahmen per Videokamera untermalte Inszenierung, bei der die Schauspieler auch ihre instrumentalen Fähigkeiten an Klarinette, Säge, Kontrabass und E-Gitarre unter Beweis stellen. Begleitet vom Liederzyklus „Winterreise“ des Komponisten Franz Schubert – „Fremd bin ich eingezogen, fremd zieh ich wieder aus“ – erzählen Insa Jebens, Rolf Kindermann, Leo Kramer, Sarah Liebert und Gilbert Mieroph ihre persönlichen Lebensdaten und listen auf, welche örtlichen Stationen sie bereits durchlaufen haben.
Der Autor stellt in den Mittelpunkt seines Werkes die Aussagen von Menschen, denen er bei seinen Recherchen begegnet ist und die ihre Erfahrungen mit „Heimat“ und „Heimatlosigkeit“ mitteilen. Und so rezitieren die Schauspieler, die Kopfhörer im Ohr und den kleinen Kassettenrekorder in der Hand, deren Stimmen. Das wirkt streckenweise improvisiert, aber auf charmante Art. Es geht um den Verlust der Heimat, um digitale Nomaden, um den ersten Liebeskummer, um die Frage: „Was mache ich hier, was soll ich hier?“ Es geht um Menschen, die sich in ihrem Dorf, in dem die Gardinen Augen haben, nicht mehr wohlfühlen, und um diejenigen, die auf der Flucht sind, etwa vor den Taliban oder aus Syrien: „Die Seele habe ich zurückgelassen in der Heimat, der Körper ist hier.“
Das ist immer wieder witzig persifliert und eingebettet in den historischen Zusammenhang, wie sich der Heimatbegriff gewandelt hat zwischen Heimatliedern, Heimatfilmen, Heimatvereinen und der Erkenntnis: „Ich habe meine Heimat verlassen, die Heimat aber nicht mich.“ Zwischen der Heimatkonjunktur, der Gier nach einer heilen Welt und der nationalsozialistischen Ideologie von Blut und Boden. Wenn mit dem Baseballschläger der Gartenzwerg zertrümmert wird, offenbart sich, wie der Begriff „Heimat“ für die Propaganda ausgebeutet wird.
Damit wird es politisch, ironisch und sarkastisch gefärbt und aktuell mit Blick auf Klimawandel, Aufrüstung, Künstliche Intelligenz und Überfischung. Das Ensemble ist aufgefordert, die schöne Heimat vorzuspielen, körperlich Wärme und Heimeligkeit darzustellen. Es entstehen poetische Bilder und anrührende Dialoge, wie der zwischen dem Menschen, der abgehauen ist, und der verlassenen Heimat. Im Spiel im Spiel lässt Regisseur Sascha Flocken theaterpädagogisch untermalt kleine Gags passend einflechten.
Und während beim Umbau auf offener Bühne die Wände donnernd einstürzen, und die Regie mit irren Einfällen jongliert, bahnt sich die Botschaft ihren Weg, dass Heimat eine Solidargemeinschaft ist, etwas Verbindendes, auch wenn noch viel zu tun und es ein mühsamer Weg ist, damit alternative Lebensformen ihre Heimat finden und NSU, Solingen, Hanau, AfD und „Remigration“ überwunden werden. Im Kampf zwischen Optimismus und Trauerflor darf dann zum Schluss der verspätete „Ehrengast“ Ernst Bloch auftreten mit dicker Brille und Pfeife in vierfacher Ausführung auf dem Sofa sitzend und aus seinem „Das Prinzip Hoffnung“ für eine soziale Gerechtigkeit als universelle Heimat für alle plädieren. Mit ihm und Franz Schubert schließt der Abend, der sich in der LTT-Inszenierung als runde Sache erweist mit viel Kreativität, Einfallsreichtum und jeder Menge Input, Anregungen und ernsten Inhalten.
Theater der Zeit, 15. Oktober 2025
Heimat in der ganzen Welt wiederfinden
(von Elisabeth Maier)
Obwohl Klare seinen „Heimatabend“ in der Universitätsstadt Tübingen verortet, schweift sein Blick in die Welt. Das macht dieses Musiktheater so besonders.
Schwäbisches Tagblatt, 8. Oktober 2025
(von Peter Ertle)
Unbedingt anschauen! „… worin noch niemand war“ sucht am LTT nach „Heimat“ und findet mehr als eine, jenseits von Kitsch, Provinzialität und Nationalismus.
Reutlinger General-Anzeiger, 6. Oktober 2025
Die Säge singt am Lindenbaum: Das Tübinger LTT fragt, was Heimat ist
(von Thomas Morawitzky)
Was ist Heimat? Ein Begriff geht um und keiner weiß, was soll er bedeuten. Das LTT versucht eine urkomische und gescheite Aufklärung mit Jörn Klares »...worin noch niemand war«. Mit dabei: ein prominenter Ehrengast.
cul-tu-re.de online, 5. Oktober 2025
(von Martin Bernklau)
In der LTT-Werkstatt hatte Jörn Klares „… worin noch niemand war – ein Heimatabend“ seine umjubelte Uraufführung