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Ein Stück über Herz-, Zukunfts- und Höhenängsten des LTT-Labors
Schwäbisches Tagblatt, 27. Juni 2016
(von Matthias Reichert)
Das LTT-Labor will in seiner neuen Inszenierung zeigen, wovor junge Leute Angst haben
[...] Philosophische Betrachtungen wechseln mit Bekenntnissen, die sie zitternd wie Espenlaub äußern. Die 16 Akteurinnen und Akteure sind allesamt die ganze Zeit auf der Bühne. Sie sitzen ringsum auf Holzstühlen, einzelne treten vor und spielen kleine Szenen erlesener Ängste: Die unheimlichen Geräusche im dunklen Keller, eklige Spinnen, der böse Wolf und der Nachbarshund, Höhen und Tiefen - und der Zahnarzt greift zur Axt.
Regisseurin Miriam Rösch hat das 70-minütige Theaterstück gemeinsam mit dem Spielclub entwickelt und einstudiert. "23 Jahre und nichts für die Unsterblichkeit getan", lautet der Titel, der einer Spielszene entnommen ist - nur ein Beispiel für die Sorgen und Nöte junger Leute, die hier thematisiert werden. Es geht etwa um richtige Wohnformen: allein, in der WG oder in der Zweierbeziehung - alles ist mit Nachteilen behaftet. [...]
Ein zentrales Thema ist die Angst vor der Liebe. Die wird ebenso eindrücklich dargestellt wie die aktuelle Flucht in virtuelle Welten. Mit minimalen szenischen Mitteln, Hintergrundmusik und präzise eingesetzten Lichteffekten glückt dem Ensemble in zahllosen Mini-Szenen ein wahres Potpourri neuzeitlicher Ängste: Etwa das Kind, das nicht schwimmen kann, und sich lauter Ausreden einfallen lässt. Oder die Masse, die zwar Schutz vor Angst bietet, aber selbst sehr bedrohlich werden kann - sie rücken sich wahrlich klaustrophobisch auf die Pelle.
Dann werden stakkatoartig Schlagzeilen herbeizitiert: Attentate, Atomreaktorpannen, Flugzeugabstürze, Unwetter, AfD-Mehrheiten und Minderheiten-Ängste. Auf abgedunkelter Bühne leuchten die Akteure erst sich selbst und dann das Publikum mit Taschenlampen an: Wer fürchtet sich hier vor was?
Das Geschäft mit der Angst darf nicht fehlen: In einer utopischen Marketing-Agentur planen Torsten Tod, Pia Panik und Petra Phobia ein Attentat im Fußballstadion. Doch wann fängt das wirkliche, das selbstbestimmte Leben an, wie es an einer Stelle heißt? In einem Alter, in dem der 30. Geburtstag schon als der Anfang vom Ende gilt, sind die Ängste noch überschaubar. Entsprechend erteilen sie zuletzt der eigenen Furcht, die sie eingangs noch vergöttert haben, im Chor eine krachende Absage: "Verpiss dich!" Auch eine Art, sich seinen Ängsten zu stellen.
Unterm Strich
Ein mitreißendes Potpourri der Ängste junger Leute -in den besten Szenen beklemmend gespielt, mit minimalen Mitteln effektvoll inszeniert und nicht zuletzt auch perfekt gesprochen. Wenn es überhaupt etwas zu bemängeln gibt, dann die Versiertheit des Spielclubs - die Akteurinnen und Akteure haben alles, aber keine Angst.