Gestern stellte Thorsten Weckherlin, ab der Spielzeit 2014/15 neuer Intendant des Landestheaters Württemberg-Hohenzollern Tübingen Reutlingen (LTT), seinen ersten Spielplan für die kommende Saison und sein neues Team der Presse vor.
Der Hamburger, der die letzten neun Jahre die Burghofbühne Dinslaken leitete, wünscht sich ein offenes Haus, das mit klugen, kontroversen und sinnlichen Produktionen und mit guten Geschichten sein Publikum anlockt. 22 Premieren, darunter sechs Uraufführungen, im Abendspielplan und im neuen „Jungen LTT“ sind geplant. Das bisher so genannte „Kinder- und Jugendtheater (KJT) am LTT“ feiert 30jähriges Jubiläum und benennt sich zur Feier und anlässlich des Neustarts um. Leiter Michael Miensopust und sämtliche Schauspieler und Mitarbeiter bleiben dem „Jungen LTT“ erhalten. Sie eröffnen die Spielzeit mit dem Familienstück „Moglis Dschungel“ in der Regie von Miensopust am 26. September und mit dem großen Jubiläumsfest am Tag drauf.
Die neuen Stücke im Abendspielplan kreisen um die Themen Aufbruch, Veränderung und Widerstand: Mit Ibsens Öko-Krimi „Ein Volksfeind“ wird der neue Oberspielleiter Christoph Roos die Spielzeit des Abendspielplans im Saal eröffnen, Philipp Löhles antikapitalistische Komödie „Genannt Gospodin“ in der Regie von Alexander Marusch ist die erste Produktion in der Werkstatt. Es folgen Lessings „Miss Sara Sampson“, Brechts „Heilige Johanna der Schlachthöfe“, ein Text von PeterLicht und die Filmadaption „Die Kunst des negativen Denkens“. Chefdramaturg Stefan Schnabel: „Es geht uns um die Kunst, Auswege zu finden: Auswege aus verfahrenen Situationen, aus gesellschaftlicher Not oder unglücklicher Liebe.“
Aber den ungewöhnlichsten Querdenker hat das LTT-Team nicht in der Literatur, sondern im Leben gefunden: Helmut Palmer, der legendäre Remstal-Rebell und 2004 verstorbene Vater des amtierenden Oberbürgermeisters Tübingens, Boris Palmer, wird Gegenstand und Hauptfigur eines Projekts, das sein Leben erzählt: „Palmer - Zur Liebe verdammt fürs Schwabenland“ in der Regie von Gernot Grünewald will anhand der Bücher und zahlreichen Selbstzeugnisse Helmut Palmers sein bewegtes Leben aus seiner Perspektive erzählen, dabei Schauspiel und Puppentheater vereinen und mit viel Musik arbeiten: „Political“ nennt sich das Genre, das eine neue Form des politischen Theaters vorstellt, das nicht analysierend-nüchtern, sondern anarchisch-sinnlich die Wucht und auch die Wut des realen Helmut Palmers einzufangen versucht.
Das neue Team, das Weckherlin zusammengestellt hat, kommt aus allen Himmelsrichtungen: Chefdramaturg Stefan Schnabel ist in gleicher Funktion noch am Theater Magdeburg tätig, Dramaturgin Kerstin Grübmeyer, die zusammen mit Regisseur Grünewald das Palmer-Stück verantwortet, wechselt vom Staatstheater Karlsruhe nach Tübingen und Lars Helmer begleitet Thorsten Weckherlin aus Dinslaken an den Neckar. Als Leiterin des Gastspielverkaufs und des Regionalen Marketings konnte Birgit Reiher vom Landestheater Detmold gewonnen werden. Der freie Regisseur Christoph Roos, dessen Inszenierungen bisher in Magdeburg, Essen, Ingolstadt und Krefeld zu sehen waren, hat sich als Oberspielleiter fest verpflichtet und wird drei Inszenierungen im Jahr zeigen. Dazu kommen Gastregisseure wie Jan Jochymski, Dominik Günter, Kai Festersen und nach langer Zeit im Saal wieder Heiner Kondschak, der mit „Forever 27“ die musikalischen Biografien der Musikerinnen und Musiker erzählt, die mit 27 ihr Leben lassen mussten: Janis Joplin, Jimi Hendrix, Kurt Cobain und einige mehr.
Das neue LTT-Team sieht in dem neuen Spielplan
„ein Loblied auf den menschlichen Eigensinn, bei dem das Publikum auf seine Kosten“ kommen soll.
Den gesamten Spielplan können Sie hier einsehen.