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Folge 11 - Pflanzen- und Tierwelt des KJT: Wieso wir über Radieschen und Schweineköpfe verfügen
30. Juli 2013
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Der Schweinekopf im Stück, zu dem er gehört: ENSEL UND KRETE
Einige meiner Lieblingsmomente des Praktikantinnenalltags: Wie ich auf Michael Jackson traf und zur Kunstblumen-Prinzessin mutierte.
Jetzt habe ich fast eine ganze Spielzeit am Kinder-und Jugendtheater des LTT verbracht und dabei unglaublich viel erlebt. Einige meiner Lieblingsmomente – merkwürdige und schöne – liste ich hier für euch auf:
Wir sitzen auf einer Probe für die Produktion TOCHTER DES GANOVENKÖNIGS. Es geht um die Stelle im Stück, an der sich das Ganovenpaar doppelbödige Kosenamen an den Kopf wirft: „Haubentaucher“, „Radieschen“, „Muffelchen“. Die Regisseurin fragt: „Fällt jemandem noch ein zweideutiger Spitzname ein??“ Eine Schauspielerin entgegnet leicht abwesend: „Fliesenleger.“ „Wie kommst du denn darauf?!“, ruft die Runde entgeistert. „Ich hab nur zufällig gerade an die Kacheln an der Wand gestarrt“, verteidigt sich die Schauspielerin.
Ich krame im Requisitenfundus nach einem Holzrahmen für den LTT-Adventskalender, bei dem jedes Jahr um die Weihnachtszeit kostenlos theatrale und musikalische Darbietungen im Foyer stattfinden. Was ich statt des simplen Rahmens finde, ist: ein Portrait von Michael Jackson, das den Musiker mit einem rosafarbenen Plüschteddy im Arm zeigt. Unsere Dramaturgin schaut etwas erstaunt, als ich ihr das Bild präsentiere.
Grundsätzliche Lieblingssituationen von mir sind immer die, in denen ich bizarre Dinge zwischen Großem Haus und unserem Büro hin- und her schleppe und dabei natürlich jedes Mal Menschen begegne, bei denen es mir wichtig wäre, einen vorteilhaften Eindruck zu machen. Die Hitliste der schrägsten Gegenstände: pelzige Affenfüße, karierte Detektiv-Sakkos, ein riesiger Stapel Kinderweihnachtsbücher, drei bedrohlich wirkende Schwerter, ein Kasten Bier in Kombination mit 34 hellgelben Rosen, eine Plastiktüte mit 67 Pfandflaschen und das Michael-Jackson-Portrait.
Ich streife mit unserer Requisiteurin durch die Werkstätten am Neckarufer, in denen sich Teile alter Bühnenbilder befinden. Sie weicht elegant einem zerknautschten grauknittrigen Elefantenrüssel aus, ich klettere ihr hinterher über abgewetzte Sofas in allen Farben und Mustern: Hahnentritt, verblassende Streifen, Paisley. Dann stehen wir plötzlich vor einer riesigen Metallstange, ich blicke hoch und erschrecke fast zu Tode: Vor uns ragt ein gigantisches Kruzifix mit einem dornengekrönten, blutüberströmten Jesus auf! Wir bahnen uns schnell den Weg durch die Sofas in eine andere Richtung.
Bei den NEUES VON DEN NIBELUNGEN-Proben fehlt die Kriemhild, weshalb ich sie für eine Szene vertrete. Also sitze ich mit einem Strauß Kunstblumen in der Hand ganz oben auf der Ritterturnier-Tribüne und werde von Siegfried angehimmelt: „Jungfrau, willst du mich?“ Ich muss mir das Lachen verbeißen.
Im aktuellen Stück des Theaterjugendclubs, FEHLER IM SYSTEM, tragen die Darsteller froschgrüne Morph Suits. Vor der Premiere kaufen alle Beteiligten traditionell kleine Geschenke füreinander – und mir wird von jedem zweiten ein Päckchen Gummifrösche überreicht. Meine eigenen, bei deren Kauf ich mich für extrem originell hielt, lasse ich also lieber gleich verschwinden...
Die Feier für die letzte Vorstellung von FLASCHE LEER (über die ich in meiner siebten Blog-Folge berichtet habe): Das ganze KJT-Team richtet auf der Ritterturnier-Tribüne von NIBELUNGEN ein Buffet für Rupert Hausner her, den Schauspieler von FLASCHE LEER. Wir stapeln auf Tellerchen Erdbeeren, kleine Brote und Polenta-Schnitten und schenken Sekt aus. Als Rupert dann in den Raum kommt, tut Michael Miensopust, der KJT-Leiter, so, als halte er den NIBELUNGEN-Schauspielern eine Standpauke: „Also so geht das nicht, lass die Geste weg...und du musst viel weiter nach links!! Rupert, stell du dich doch mal auf die Tribüne.“ Rupert folgt der Anweisung und steht dann völlig überrascht vor seiner Festtafel – woraufhin wir alle auf ihn anstoßen und den Rest der Probe über feiern.
Michael sucht wochenlang einen Schweinekopf, der bei ENSEL UND KRETE verwendet wurde und jetzt irgendwo in der Versenkung verschwunden ist. Das Künstlerische Betriebsbüro schreibt sogar eine Rundmail mit dem Betreff „Wanted: Schweinekopf von Ensel & Krete“: „An Alle: Schweinchen ohne Kopf. Dem Schwein aus Ensel und Krete fehlt der Kopf, dieser ist sehr wertvoll. Hinweise wo dieser ist oder sein kann bitte an Michael und/oder das KJT.“ Nach Tagen läuft plötzlich Michaels Frau majestätisch mit einem fleischigen rosafarbenen Gebilde auf dem Kopf an meiner Bürotür vorbei – ich breche mitten im Satz ab und schaue ihr gebannt hinterher, bis mir klar wird, dass das Schweinehaupt offenbar wieder aufgetaucht ist!
Soweit zu einigen der Highlights meines Theateralltags. Demnächst melde ich mich wieder mit einem weiteren Blog-Eintrag. Bis bald!