Folge 6 - Wo man im LTT Kaffeeküchen und Puderbrüder findet

6. Juli 2013




   

Das LTT von außen


Unterwegs im labyrinthartigen Theater erhascht man immer mal wieder einen Blick in kleine Paralleluniversen.

In dieser Folge will ich euch ein paar meiner Lieblingsorte im Labyrinth des LTT vorstellen. Es bedurfte schon einiger Zeit, bis ich mich nicht mehr bei jedem Botengang heillos im Wirrwarr der alten und neuen Flure und Treppen verlief – in dieser Orientierungslosigkeit bin ich aber auch auf viele schöne Ecken im Theater gestoßen:

  •  Der Requisitenfundus, der unter anderem Schubladen voller exzentrischer Schmuckstücke birgt. Von Perlenketten über matt schimmernde Muschelohrringe bis hin zu prunkvollen goldenen Armreifen findet man hier alles, was das Herz begehrt: sehr stilvolle, elegante Kleinodien oder auch schrille, neonbunte Geschmacklosigkeiten. Auch hunderte verschiedenartiger Vasen und Kästchen, Stofftiere, Flaschen, Puppen...
  • Die Garderoben, in denen ab und an vergessene Premierengeschenke schlummern: geschmückte Weinflaschen oder gebundene Rosen. Auch Schminkkästchen stehen manchmal noch hier, wie das von FEHLER IM SYSTEM, das die Leute von der Maske zur Premiere ziemlich humorvoll beschrifteten: „FEHELER IHM SYSTHEHM“. Vor Aufführungen begegnen einem hier bisweilen Kleiderstangen voller froschgrüner MorphSuits oder federbesetzter Reifröcke. 
  • Die Maske, die man nicht mit schwachen Nerven betreten sollte: hier sieht man sich alle paar Meter herumliegenden Körperteilen gegenüber, beispielsweise einer Kiste abgeschlagener Hände aus dem Stück EINE ENTHANDUNG IN SPOKANE. Im zwielichtigsten Hinterzimmer verbirgt sich außerdem tatsächlich eine komplett nachgebildete Leiche. Wenn man unvorbereitet eine Tür öffnet und plötzlich einen ausgestreckten Menschenkörper erblickt, hat das schon was von Tatort-Feeling... Ansonsten sind hier auch ziemlich beeindruckende Abschlussarbeiten ehemaliger Azubis ausgestellt, zum Beispiel ein als Herz geformter Kopf, bei dem das tiefrote geäderte Organ in ein Gesicht übergeht. Sorgfältig geknüpfte Perücken aller Farben und Formen lagern in Kisten: solche aus Ziegen – oder aus Menschenhaar, eine lange platinblonde Merlinperücke aus der Produktion ARTUS oder der rote Haarturm der Ganovenkönigin aus DIE TOCHTER DES GANOVENKÖNIGS. Vor Aufführungen trifft man hier des Öfteren auf Schauspieler, die unter Haarnetzen hervorlugend ihren Text durchgehen. Und Peter Hering, der Chefmaskenbildner, erzählt immer schöne kleine Geschichten – wie neulich von einem Maskenbildnerworkshop, bei dem die Frauen alle rosa T-Shirts mit der Aufschrift „Puderluder“ trugen, der einzige Mann eines mit dem Titel „Puderbruder“.
  • Die kleine Kaffeeküche im Kinder- und Jugendtheater, an deren Wänden Plakate von alten KJT-Stücken prangen und wo sich das Ensemble am großen Holztisch zu Besprechungen versammelt. So auch regelmäßig nach den Ferien, um sich über „Mein schönstes Urlaubserlebnis“ auszutauschen...
  • Die Probebühnen, die oft vollständig zugestellt sind von Probenzubehör. Bei SALTO UND MORTALE lagen hier haufenweise Knochen, Löffel, Plastikblumen, Instrumente, Tröten, Krawatten...auch eine Wippe und einen edlen blutroten Zirkusvorhang konnte man bewundern. Darüber hinaus eignen sich die Probenräume perfekt für ein Mittagsschläfchen oder um zwischendurch Klavier zu spielen!
  • Die Schlosserei, in der immer Lärm herrscht, geschweißt und gelötet wird. Allerdings wurde hier auch schon zwischen Metallstangen und Blechrohren eine Abschiedsparty gefeiert – da standen dann Kuchenschnitten und Erdbeerquarkschüsseln auf Werkbänken, neben Schraubzwingen und Sägen.
  • Die Schneiderei, wo an jeder Tür Figurinen für die Herstellung von Kostümen kleben. Außerdem hängen hier ab und zu Kostüme wie das der Stehlampe aus VILLA IRRSINN: vielschichtig, cremefarben und trichterförmig. Immer ist jemand am Nähen oder Entwerfen.
  • Die kleine kiesbestreute Dachterrasse neben dem Gang zur Schneiderei: der ideale Ort zum Textlernen und für Kaffeepausen. Man kann sich auf einen der weißen Plastikstühle am Holztisch setzen oder gleich auf den Dachziegeln Platz nehmen, um über die Dächer des Theaters und in die Wolken zu schauen, vor denen der LTT-Turm aufragt.

Vielleicht habt ihr ja auch mal Gelegenheit, den ein oder anderen Ort hinter den Kulissen aufzuspüren. Zum Beispiel bei einer Theaterführung vor oder nach einer Vorstellung...

Hier bei meinem Blog geht’s nächste Woche weiter, am Dienstag, den 9.7. Bis dann!



Anhänge:






© 2016     Landestheater Württemberg-Hohenzollern Tübingen Reutlingen Barrierefreiheit | Impressum