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Ein musikalisches Märchen nach Sergei Prokofjew · Text: Ensemble und gelegentlich Oda Zuschneid
6+
Reutlinger General-Anzeiger, 4. März 2020
Liebevoll-fortsch ins Heute geholt
(von Christoph B. Ströhle)
Sergei Prokofjews „Peter und der Wolf“ am LTT
[…] Elke heißt in dieser liebevoll-forsch upgedateten Theaterfassung die Ente, und neben Peter und seinem Großvater sind da noch Britta die Katze und der kleine Vogel Volker. Rupert Hausner, Insa Jebens und Kristin Scheinhütte verkörpern sie im Wechsel, spielen Instrumente wie Keyboard, Schlagzeug und Saxofon und betätigen sich – mit wundersamen Geräten, die für die Zuschauer ab sechs Jahren allesamt zu sehen sind – als Geräuschemacher, um das Gesagte zu illustrieren beziehungsweise die passende Atmosphäre zu schaffen. […]
Schwäbisches Tagblatt, 2. März 2020
(von Wilhelm Triebold)
Das sinfonische Märchen „Peter und der Wolf“ mal anders: Als Geräusch-Kulisse und als Klanglabor. Das funktioniert aber auch.
Die Ente Elke will nicht hören. Sie kann aber auch nichts hören, mit diesem Bluetooth-Kopfdingens über den eigensinnigen Entenohren, da draußen am unsicheren Teich. Dabei hat der Opa doch gewarnt, dass der böse Wolf dort irgendwo umherstreift. Doch Enkel Peter hatte das Gartentor trotzdem sperrangelweit aufgelassen.
Fast jedes Kind kennt diese Geschichte. Wie der hungrige Wolf die unvorsichtige Ente verschlingt, und wie ihn der mutige Peter mit seinem munteren gefiederten Freund, dem kleinen Vogel, dann einfängt. Der Komponist Sergej Prokofjew hat daraus ein wunderbares sinfonisches Märchen gemacht, mit eingängigen Melodien, die längst alle mitsummen oder mitbrummen können. Für jede der Figuren ein Leitmotiv – statt Peterchens Mondfahrt Peterchens Ohrwurm.
Inzwischen gibt es zahlreiche Varianten von Prokofjews Erzähl-Orchesterwerk „Peter und der Wolf“. Das Junge LTT fügt ihnen jetzt eine ziemlich stimmige, dabei experimentell vielstimmige Version hinzu. Und zwar, indem Oda Zuschneids Inszenierung die Grundidee des Motivleitfadens noch ein Stückchen weiter zurückspult zu den Ursprüngen, wenn aus Geräuschen erst Klang entsteht und daraus dann wiederum Musik.
Die LTT-Werkstatt als gut bestücktes Klanglabor, als dekorative Geräusch-Kulisse: Es kommen drei Gestalten auf die Bühne geschlendert, sagen freundlich „Hallo“ und testen erst mal das hier versammelte Handwerkszeug. Tut die Tröte, funktioniert die Pauke, perlt die Tonleiter? Na, dann kann’s ja losgehen.
Was Insa Jebens, Kristin Scheinhütte und Rupert Hausner da in den nächsten 50 Minuten veranstalten, ist eine erfrischend unkomplizierte Annäherung an die Vorlage, deren Orchester-Ursprung nur manchmal per Einspielung zart herbeigewedelt wird.
Ansonsten aber produziert das Trio alles selbst, scheint spielerisch auszuloten, lässt das Vögelchen – das hier Volker heißt – hibbelig zwitschernd herumflattern oder Elke empört per Entenquetschsprach protestieren. Der Wolf knurrt schauerlich durchs gespannte Gitarrensaitengitter, das Schlagwerk holpert, das Donnerblech donnert: Ein vielsagend aufgelockertes Tierstimmenkonzert, in dem immer wieder die zuordnenden, eingliedernden Erkennungsmelodien durchschlagen.
Für das musikalische Grundgerüst und das so genannte „Sounddesign“ dieser Aufführung zeichnet die Theatermusikerin Barbara Borgir verantwortlich. Dahinter wird unterstützend auf einer Leinwand in Aquarell-Landschaften die Geschichte moritatenhaft aufgemalt. Ein Röntgenbild verrät, dass Elke im geräumigen Wolfsbauch unbeschadet auf Rettung hoffen darf, während draußen schon die Jäger auf der Hut – pardon: unter Hüten – und auf der Pirsch herannahen.
Aber das mit dem Retten, das erledigt dann bekanntlich Titelheld Peter samt Volker und Katze Britta als Dritter im Bunde. Die drei Musikanten vom Jungen LTT versuchen wohltuenderweise so gut wie nie, Fähigkeiten an den vielen Geräten und Instrumenten vorzutäuschen, die sie schwerlich vorzuweisen haben. Stattdessen setzen sie ihre gesammelten individuellen Möglichkeiten optimal ein, holen konzentriert eben alles Mögliche aus sich heraus.
Und klar, Elke holen sie auch raus. Ein paar Federn muss sie lassen. Aber: Ente gut, alles gut.
Unterm Strich
Was in Prokofjews „Peter und der Wolf“ sonst ein Erzähler und ein Orchester ausmalen, das übernimmt hier ein Theatertrio vom Jungen LTT. Eine rundum überzeugende Annäherung an die musikalische Vorlage, kindgerecht ab sechs Jahren. Aber auch für deutlich Ältere interessant.