Nicolai Gonther, Justin Hibbeler, Insa Jebens, Rolf Kindermann, Sabine Weithöner · Foto: Martin Sigmund
Rolf Kindermann, Insa Jebens, Justin Hibbeler, Nicolai Gonther, Sabine Weithöner · Foto: Martin Sigmund
Nicolai Gonther, Justin Hibbeler · Foto: Martin Sigmund
Rolf Kindermann, Sabine Weithöner · Foto: Martin Sigmund
Rolf Kindermann, Sabine Weithönder, Justin Hibbeler, Insa Jebens · Foto: Martin Sigmund
Justin Hibbeler, Sabine Weithöner, Rolf Kindermann · Foto: Martin Sigmund
Insa Jebens · Foto: Martin Sigmund
Justin Hibbeler, Insa Jebens · Foto: Martin Sigmund
Nicolai Gonther, Rolf Kindermann · Foto: Martin Sigmund
Sabine Weithöner, Nicolai Gonther, Insa Jebens, Rolf Kindermann · Foto: Martin Sigmund

Jenseits von Eden

nach dem Roman von John Steinbeck · Für die Bühne bearbeitet von Alice Buddeberg und Nina Steinhilber · Deutsch von Harry Kahn · 15+


Schwarzwälder Bote, 21. April 2022

Eine Welt voller Getriebenheit, Einsamkeit und Brutalität

(von Christoph Holbein)

Die Inszenierung von »Jenseits von Eden« zeichnet eine düstere Atmosphäre und drastische Szenen und das 

Schauspieler-Ensemble besticht mit enormer Spielfreude und hoher Präsenz

»Jenseits von Eden« gedeihen Furcht und Angst, verschmähte Liebe und Eifersucht, rohe Sinnlichkeit und zerplatze Lebensträume, Gewalt und Krieg. Regisseur Jan Jochymski gelingt am Landestheater Württemberg-Hohenzollern Tübingen Reutlingen (LTT) mit seiner Inszenierung diese eruptive, düstere Atmosphäre des Romans von John Steinbeck in dichte, stimmige Bilder zu übersetzen. Entlang der Bühnenbearbeitung von Alice Buddeberg und Nina Steinhilber stellt Jochymski die große Frage nach dem Zwiespalt zwischen göttlicher Bestimmung und Schicksal auf der einen und freiem menschlichen Willen auf der anderen Seite.

Auf der Schräge, daneben ein Haufen mit Spielzeugpuppen – das Bühnenbild liefert Christiane Hercher –, entwickeln sich drastische Szenen. Das eben an der Brust gesäugte Baby in Form einer Plastikpuppe wird einfach weggeworfen. Pantomimisch auf Distanz kämpfen die Protagonisten sich nichts schenkend gegeneinander mit Fäusten und Füßen. Einer Puppe wird auf dem Holzklotz mit dem Beil der Kopf abgehackt: archaische Symbole einer rauen, gewaltvollen Welt voller Grausamkeiten.

Zum Teil im Chorus gesprochen ist das sprachlich gut erarbeitet und pointiert mit schönen Details im Spiel, feiner Mimik und immer wieder synchronen Bewegungen der Akteure. Intensiv werden die Bilder, wenn sich die Protagonisten in Zeitlupe über die Bühne bewegen – alles mit Musik, für die Marco De Haunt verantwortlich zeichnet, untermalt, das sind fast filmische Sequenzen. Eindrucksvoll sind auch die stillen Szenen. Glaubhaft ebenso die echauffierten auf die Spitze getriebenen Dialoge. Damit verdeutlicht die Inszenierung die Getriebenheit und Einsamkeit der Figuren, das Gehetztsein, fasst sie in aussagekräftige Bilder, die gut gesteigert, authentisch und glaubwürdig sind.

Zur Stimmigkeit trägt das Schauspieler-Ensemble bei, das mit enormer Spielfreude und hoher Präsenz besticht, allen voran Rolf Kindermann, der seine Rolle bis in die kleinsten Facetten auslebt, und Nicolai Gonther, der alle Nuancen auskostet. Das ist innige Schauspielkunst, die beredt den Konflikt auslotet, ob der Mensch eine Wahl hat oder sich seinem Schicksal ergeben muss.

Die Inszenierung – zumeist gemalt in düsteren Farben – komponiert feingliedrig und trifft die Stimmung von Steinbecks Roman. Aus dem Rahmen fällt das Ende, wenn zum Schlussbild alle gemeinsam – die Toten und die Lebenden – friedlich vereint am gedeckten Tisch sitzen und ein zusätzliches leeres Gedeck aufgelegt wird. Das symbolisiert ein glückliches Ende, obwohl es doch eigentlich gar kein gutes Ende geben darf – oder doch? Ein Schluss als Vision, biblische Utopie, Hoffnung, als Halt, Wunschtraum oder Wirklichkeit?: Mit dieser Frage entlässt die Inszenierung die Zuschauer in die Nacht und provoziert ein klein wenig Ratlosigkeit.


[schliessen]


Schwäbisches Tagblatt, 14. April 2022

Die ewige Wiederkehr des Schlimmen

(von Peter Ertle)

Amerika, du hast es auch nicht besser: John Steinbecks „Jenseits von Eden“, ein beklemmender Wiederholungszwang familärer Schieflagen über Generationen hinweg, wird am LTT trotz Epilogs nicht hoffnungsvoller.

[mehr lesen]


Reutlinger General-Anzeiger, 12. April 2022

Erwachsenwerden mit biblischer Wucht

(von Thomas Morawitzky)

Sehr eindrucksvoll ist es, zu erleben, wie Jan Jochymski Steinbecks Epos zu einem Kammerspiel verdichtet, bei dem Emotionen hart aufeinanderprallen, bittere Wahrheiten ans Licht kommen, Götter stürzen, Illusionen zerbrechen.

[mehr lesen]






© 2016     Landestheater Württemberg-Hohenzollern Tübingen Reutlingen Impressum