Rupert Hausner · Foto: Martin Sigmund
Rupert Hausner, Daniel Hölzinger, Jonas Breitstadt, Kristin Scheinhütter · Foto: Martin Sigmund
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Jonas Breitstadt, Daniel Hölzinger, Kristin Scheinhütte, Rupert Hausner · Foto: Martin Sigmund
Daniel Hölzinger · Foto: Martin Sigmund
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Kristin Scheinhütte, Daniel Hölzinger, Rupert Hausner, Jonas Breitstadt · Foto: Martin Sigmund
Kristin Scheinhütte · Foto: Martin Sigmund
Rupert Hausner, Jonas Breitstadt · Foto: Martin Sigmund
Rupert Hausner, Jonas Breitstadt · Foto: Martin Sigmund
Daniel Hölzinger, Rupert Hausner, Kristin Scheinhütte · Foto: Martin Sigmund
Kristin Scheinhütte, Jonas Breitstadt · Foto: Martin Sigmund
Rupert Hausner · Foto: Martin Sigmund
Kristin Scheinhütte · Foto: Martin Sigmund
Daniel Hölzinger, Jonas Breitstadt, Kristin Scheinhütte, Rupert Hausner · Foto: Martin Sigmund
Daniel Hölzinger, Jonas Breitstadt, Kristin Scheinhütte, Rupert Hausner · Foto: Martin Sigmund
Kristin Scheinhütte · Foto: Martin Sigmund

In 80 Tagen um die Welt

nach dem Roman von Jules Verne

14+


Schwäbisches Tagblatt, 13. Juli 2020

Der Kilometerfresser erscheint als Clown des 21. Jahrhunderts

(von Dorothee Hermann)

Das Junge LTT zielt mit Jules Vernes Abenteuer „In 80 Tagen um die Welt“ auch auf die Bewohner der Gegenwart.

In einer Zeit, in der die Turboreisenden der Gegenwart zuhause bleiben müssen, mag ei­nem Jules Vernes Rekordfahrer Phileas Fogg und mit ihm das gan­ze 19. Jahrhundert (Industrialisie­rung, Imperialismus, Kolonialis­mus) noch exzentrischer vorkom­men: Wegen einer lukrativen Wet­te eilt der reiche Engländer mal kurz um die Erde, neuerdings in einer temporeichen Inszenierung des Jungen LTT (Regie: Fanny Brunner). Am Freitagabend war Premiere auf der Werkstattbühne des Landestheaters Tübingen.

Doch statt der steifen Figuren von einst dominieren vier Clowns das Geschehen, umgeben von alt­modischen und aktuellen Requisi­ten. Man erkennt auch nicht gleich, welcher Schauspieler un­ter welcher Perücke oder unter welcher Narrenkappe steckt, und wer da mit rot, blau oder grün ge­schminkten Lippen spricht.

Allerlei Fabelwesen und wilde Tiere sind zu sehen, beruhigen­derweise aus Karton. Eine altmo­dische Weltkarte ist auf der Bühne ausgebreitet. Auf ihr bewegen sich die Clowns mitunter mit einer ge­wissen Künstlichkeit, wie die Fi­guren eines Brett- oder Strategie­spiels, vom markanten Ticken von mindestens zwei Uhren angetrie­ben (Bühne und Kostüme: Daniel Angermayr).

Fogg ist der Typ Mensch (bezie­hungsweise Mann), den auf der Reise kein Hindernis aufhalten kann, jedenfalls nicht lange: Der Zug ist weg? Kein Problem, ein Ele­fant steht bereit und damit ein scheinbar noch authentischeres In­dien. Nebenbei retten er und sein Diener Passepartout eine junge Witwe (Kristin Scheinhütte als Aouda) vor dem Feuertod – und demonstrieren so die eigene kultu­relle Überlegenheit: „Sie brauchen mir nicht zu danken. Es war selbst­verständlich, dass wir Sie vor dem Scheiterhaufen gerettet haben.“ Wenn Aouda in der Folge immer wieder vorbringt: „Aber ich habe kein Geld“, ist immer eine Dring­lichkeit herauszuhören. Hingegen wird Fogg eher zum Running Gag, wenn er zum x-ten Mal wiederholt: „Aber das ist überhaupt kein Prob­lem. Ich habe Geld genug.“

Weil bei Abenteuergeschichten das Happy End meist garantiert ist, gewinnt der Engländer seine Wette auch im LTT. Doch was passiert, wenn die Geschichte an dieser Stelle nicht aufhört, wenn die Clowns immer noch da sind und ein bisschen bedröppelt Versatz­stücke von Feme und Exotik zu­sammentragen? Während sich ein eigentümliches Gefühl ausbreitet, als wäre die Welt tatsächlich ratlos.

Das alles geht so rasant vor sich, dass man es ein paar Mal sehen müsste, um all die wunderlichen Details richtig auskosten zu kön­nen. Das großartige Spektakel, das den Bewohnern der Gegenwart al­lerlei Spiegel vorhält, ist hoffent­lich in der nächsten Spielzeit noch ganz oft zu sehen (empfohlen ab 14 Jahren).

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Reutlinger General-Anzeiger, 13. Juli 2020

Entkolonialisierung eines Klassikers

(von Miriam Steinrücken)

Das Junge LTT klopft Jules Vernes berühmten Roman „In 80 Tagen um die Welt“ auf rassistische Klischees ab.

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