Sophie Aouami, Michael Mayer, Toni Pitschmann · Foto: Tobias Metz
Michael Mayer, Toni Pitschmann, Sophie Aouami · Foto: Tobias Metz
Michael Mayer, Sophie Aouami, Toni Pitschmann · Foto: Tobias Metz
Sophie Aouami, Michael Mayer · Foto: Tobias Metz
Michael Mayer, Toni Pitschmann, Sophie Aouami · Foto: Tobias Metz
Sophie Aouami · Foto: Tobias Metz
Toni Pitschmann, Michael Mayer, Sophie Aouami · Foto: Tobias Metz
Toni Pitschmann, Michael Mayer, Sophie Aouami · Foto: Tobias Metz
Sophie Aouami, Toni Pitschmann · Foto: Tobias Metz
Michael Mayer · Foto: Tobias Metz
Toni Pitschmann, Sophie Aouami · Foto: Tobias Metz
Michael Mayer, Toni Pitschmann, Sophie Aouami · Foto: Tobias Metz

Der siebente Bruder oder Das Herz im Marmeladenglas

Märchenparodie nach der gleichnamigen Graphic Novel von Øyvind Torseter · Aus dem Norwegischen von Maike Dörries · Deutschsprachige Erstaufführung

10+


Schwäbisches Tagblatt, 19. September 2023

Vom Wohnzimmer zur Horrorhöhle und der Weg dazwischen

(von Dorothee Hermann)

Die skurrile Märchenparodie „Der siebente Bruder oder Das Herz im Marmeladenglas“ des Jungen LTT feiert nebenbei das Theater und die verblüffende Wandlungsfähigkeit von Dingen und Menschen.

In einem stinknormalen Wohnzimmer geht es los. Es ist fast ein bisschen eng für die drei Figuren, bei denen man sich gleich fragt, wer ist wer? Vater, Sohn, zweiter Vater? Immerhin liegt ein Zauberwürfel auf dem Nierentischchen, und gewissermaßen Klick für Klick wandelt sich die Szenerie vom Alltäglich-Engen bis zur gewaltigen Höhle des finsteren Trolls mit den magischen Kräften.

Am Samstag brachte das Junge LTT, das Kinder- und Jugend-Ensemble am Landestheater Tübingen, das Märchenstück „Der siebente Bruder oder Das Herz im Marmeladenglas“ in deutschsprachiger Erstaufführung auf die Bühne: spannend, lustig und bisweilen gruselig. Regisseur Lukas Goldbach hat die Graphic Novel des Norwegers Øyvind Torseter umgesetzt.

Die drei auf der Bühne tippen mal kurz allerlei bekannte Märchen an, als würden sie Ansätze von Geschichten und von Möglichkeiten durchspielen, bevor sie beim für sie vorgesehenen Stoff haltmachen.

Leicht verfremdet erkennt man „Rotkäppchen“, „Hänsel und Gretel“, „Der Wolf und die sieben Geißlein“. Vor allem spürt man, welcher Zauber von der mächtigen Beschwörungsformel „Es war einmal“ ausgeht; erst recht, wenn sie mehrstimmig von einer Theaterbühne aus vorgetragen wird (ein bisschen leiernd ironisiert, weil schon so häufig eingesetzt).

Wieder kann man sich fragen, wer ist wer? Der traurige König (Michael Mayer), der um seine scheinbar verlorenen sechs älteren Söhne weint, war kurz zuvor noch der Erzähler. Die knallroten Borsten eines Handfegers werden zur Mähne des Pferdes (Toni Pitschmann). Das unwillige Reittier soll den siebten Bruder Hans (Sophie Aouami) zu dem gefährlichen Troll befördern, der Hansens sechs Brüder samt ebenso vielen Prinzessinnen versteinert hat. Unterwegs vervielfachen die Verwandlungen sich noch. Unter anderem mutieren die vier biederen Zimmerpflanzen aus dem königlichen Wohnzimmer zum üppigen Wald (Bühne und Kostüme: Nanako Oizumi), den der Erzähler durch mehr oder wenige unheimliche Geräusche bedrohlich lebendig macht, während er sich parallel in ein Raubtier verwandelt.

Anders als sein Vater verliert Hans sich nicht in seinem Kummer. Er bricht auf zu seiner gefährlichen Mission, bei der er erst noch das Pferd motivieren muss, das sich zudem sein Schnauben und Hufeklappern selbst erzeugen muss, was Kinder im Publikum zum Lachen bringt. Den erstaunlichsten Rollenwechsel hat das Tier da noch vor sich.

Auf seinem Weg zur Höhle des Ungeheuers kommt Hans immer wieder in Situationen, in denen er sich selbst gut zusprechen muss. Sein Ermutigungsspruch „Let’s go“ trifft nicht ganz die korrekte englische Aussprache, wirkt aber so mitreißend, dass Kinder ihn schon während der Aufführung nachsprechen.

Unterm Strich

Bietet eine spannende Geschichte mit einigen ziemlich gruseligen Stellen, und schafft das Kunststück, an einem begrenzten Ort eine Art Roadmovie in Gang zu setzen. Verblüfft durch vielfache Wandlungsfähigkeit – auf der Bühne sowieso, aber auch auf das richtige Leben zu beziehen: wenn sich jemand etwas traut wie der siebente Bruder oder wie die Prinzessin, die keine mehr sein will.


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Reutlinger General-Anzeiger, 8. September 2023

Parodie mit Action und Köpfchen

(von Christoph B. Ströhle)

Das Junge LTT zeigt das Stück »Der siebente Bruder oder Das Herz im Marmeladenglas«. Grundlage ist eine Graphic Novel von Øyvind Torseter.

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