Sophie Aouami, Michael Mayer, Toni Pitschmann · Foto: Tobias Metz
Michael Mayer, Toni Pitschmann, Sophie Aouami · Foto: Tobias Metz
Michael Mayer, Sophie Aouami, Toni Pitschmann · Foto: Tobias Metz
Sophie Aouami, Michael Mayer · Foto: Tobias Metz
Michael Mayer, Toni Pitschmann, Sophie Aouami · Foto: Tobias Metz
Sophie Aouami · Foto: Tobias Metz
Toni Pitschmann, Michael Mayer, Sophie Aouami · Foto: Tobias Metz
Toni Pitschmann, Michael Mayer, Sophie Aouami · Foto: Tobias Metz
Sophie Aouami, Toni Pitschmann · Foto: Tobias Metz
Michael Mayer · Foto: Tobias Metz
Toni Pitschmann, Sophie Aouami · Foto: Tobias Metz
Michael Mayer, Toni Pitschmann, Sophie Aouami · Foto: Tobias Metz

Der siebente Bruder oder Das Herz im Marmeladenglas

Märchenparodie nach der gleichnamigen Graphic Novel von Øyvind Torseter · Aus dem Norwegischen von Maike Dörries · Deutschsprachige Erstaufführung

10+


Schwäbisches Tagblatt, 19. September 2023

Vom Wohnzimmer zur Horrorhöhle und der Weg dazwischen

(von Dorothee Hermann)

Die skurrile Märchenparodie „Der siebente Bruder oder Das Herz im Marmeladenglas“ des Jungen LTT feiert nebenbei das Theater und die verblüffende Wandlungsfähigkeit von Dingen und Menschen.

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Reutlinger General-Anzeiger, 8. September 2023

Parodie mit Action und Köpfchen

(von Christoph B. Ströhle)

Das Junge LTT zeigt das Stück »Der siebente Bruder oder Das Herz im Marmeladenglas«. Grundlage ist eine Graphic Novel von Øyvind Torseter.

Kinder lieben es, wenn man ein Märchen immer wieder im selben Wortlaut erzählt. Dabei gäbe es so viele Herangehensweisen und Arten, eine halbwegs bekannte Geschichte auch anders zu erzählen. Wer ist Heldin oder Held, wer Bösewicht? Und braucht es unbedingt eine Prinzessin, die gerettet werden muss?

Das Junge LTT nimmt diese berechtigten Fragen ernst, lässt sie im Stück »Der siebente Bruder oder Das Herz im Marmeladenglas« mit anklingen, das am Samstag auf der Werkstatt-Bühne des Landestheaters Tübingen Premiere feierte. Viel bejubelt nicht zuletzt vom jungen Publikum (das Stück ist empfohlen für Zuschauerinnen und Zuschauer ab zehn), das nach der Aufführung den ständig wiederholten und von einer zackigen Handbewegung begleiteten Motivationsspruch eines der Protagonisten – »Let’s go!« – als geflügeltes Wort auf den Lippen hatte.

Hans zieht mit einem klapprigen, wenig auf Abenteuer erpichten Pferd los, um seine von einem Troll zu Stein verwandelten Brüder zu retten. Und ihre Bräute gleich mit. Ausgehend von der mit dem Deutschen Jugendliteraturpreis 2018 ausgezeichneten Graphic Novel »Der siebente Bruder« des Norwegers Øyvind Torseter schickt Regisseur Lukas T. Goldbach in der deutschsprachigen Erstaufführung Hans in Situationen, in denen er gut, und andere, in denen er weniger gut aussieht. Wie er beispielsweise den Wolf austrickst und dabei voraussetzt, dass das völlig okay ist, weil dieser per se böse ist, ist wenig rühmlich. Andererseits beweist er Mut beim Einsatz gegen den Troll und hilft einem Elefanten, der ihm später ebenfalls aus der Patsche hilft.

Sophie Aouami, Michael Mayer und Toni Pitschmann spielen alle Rollen. Sophie Aouami ist als Hans gefordert, Michael Mayer als König, Troll und in weiteren Rollen, Toni Pitschmann etwa als Pferd und als vom Troll gefangen gehaltene Prinzessin. Wenn man davon ausgeht, dass es nun mal eine Prinzessin geben muss. Allen gemeinsam ist die Lust, Rollenklischees auf den Kopf zu stellen. Und während Hans versucht, das Herz des Trolls, das dieser an einem unbekannten Ort eingelagert hat, aufzuspüren und zu zerstören, sagt die namenlose Prinzessin dem Troll mal gehörig die Meinung. Was nicht ohne Wirkung bleibt, von Hans aber, der ganz im Action-Modus ist, gar nicht bemerkt wird.

Erstaunlich ist, dass dem Jungen LTT der Spagat gelingt, die Märchenwelt zu parodieren und gleichzeitig mit einem spannend erzählten Märchen zu fesseln. Immer mit einem Augenzwinkern, mit Action und Köpfchen beziehungsweise dem Anspruch, Althergebrachtes zu hinterfragen.

Das launige Spiel des Darsteller-Trios, anfangs ein bisschen überzogen, trägt viel zum Reiz der Inszenierung bei. Ebenso die von Nanako Oizumi (auch verantwortlich für die Kostüme) entworfene Bühne, die aus Alltagsgegenständen im heimischen Wohnzimmer eine quietschbunte, in Teilen gruselige Fantasie-Welt erstehen lässt.


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