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Schauspiel von Lutz Hübner
12+
Schwarzwälder Bote, 27. April 2018
Und plötzlich boxt auch Jojo sich durchs Leben
(von Renate Zährl)
Im Theater am Ring wurde das Schauspiel "Das Herz eines Boxers" aufgeführt vom LTT-Baden-Württemberg, ausgezeichnet mit dem Deutschen Jugendtheaterpreis.
Es ist ein vielschichtiges Zwei-Personen-Stück über Fairness und Unfairness, Regeln und Regelbrüche, über äußere und innere Kämpfe. [...] Das überwiegend junge Publikum im Theater am Ring war von dem Stück und den Schauspielern sehr angetan. Entsprechend war der stürmische Applaus mit lautem Jubel.
Reutlinger Nachrichten, 24. November 2017
(von Kathrin Kipp)
"Du kannst viel - mach was draus": Im Jugendstück "Das Herz eines Boxers" am Jungen LTT suchen zwei Kämpfer ihr Glück
Alter, weiser Mann und junger, stürmischer Halbstarker gründen eine Selbsthilfegruppe – so in etwa lässt sich das Stück für Jugendliche ab zwölf Jahren „Das Herz eines Boxers“ von Lutz Hübner zusammenfassen. [...] Rupert Hausner und Andreas Laufer jedenfalls sorgen unter der Regie von Marion Schneider-Bast für gute Unterhaltung, Spannung und lustige Dialoge, [...] die beiden Schauspieler sorgen für viele Gags, sabbern mit Farbe herum, klettern auf die Leiter, durchs Fenster und durchs Nachtkästchen, hoppeln und boxen, liefern sich knackige Sprech-Duelle. [...]
Reutlinger General-Anzeiger, 20. November 2017
Freundschaft zweier aus der Bahn Geworfener
(von Dagmar Varady)
Das Junge LTT zeigt auf der Werkstattbühne Lutz Hübners "Zweipersonenstück "Das Herz eines Boxers"
[...] Als Produktion des Jungen LTT fand das erfolgreiche Stück Lutz Hübners am Freitagabend seine Premiere in der LTT-Werkstatt mit vielen Jugendlichen und erwachsenen Zuschauern, die sich begeistert zeigten über die mit Humor genommene erste Thematik und das authentische Spiel. [...] Das Stück ist jedenfalls aufrichtig, glaubwürdig, witzig und bereichernd inszeniert und wird von beiden Schauspielern vortrefflich gespielt. [...]
Schwäbisches Tagblatt, 20. November 2017
Eine unwahrscheinliche Freundschaft
(von Dorothee Hermann)
Im preisgekrönten Jugendstück "Das Herz eines Boxers" gerät ein Jugendlicher wider Willen ins trostlose Zimmer eines abgestumpften Altenheimbewohners. Am Freitag war Premiere an der Jugendbühne des Landestheaters Tübingen.
Wenn Menschen so weit voneinander entfernt sind wie der 16-jährige Leo (Andreas Laufer) und der alte Leo (Rupert Hausner), ist beunruhigend offen, was passiert, wenn sie aufeinander losgelassen werden. Das preisgekrönte Jugendstück "Das Herz eines Boxers" von Lutz Hübner (Deutscher Jugendtheaterpreis 1998) lebt von dieser Konfrontation und lotet aus, was trotz der gegenseitigen Vorbehalte überhaupt möglich ist. Am Freitagabend war Premiere am Jungen LTT, der Kinder- und Jugendbühne des Landestheaters Tübingen.
Es klingt nicht gut, wie Jojo sich Zutritt zum Heimzimmer des alten Mannes verschafft. Rrrrums, geht die Tür auf, und es ist, als würde mutwillig die letzte Barriere niedergerissen, die den Alten vor unwillkommenen Eindringlingen und Übergriffen von Dritten schützt.
Leo wirkt viel älter als Ende 60, wie er da völlig gebeugt und teilnahmslos auf einem Kliniknachtschränkchen sitzt. Er ist in einem Zustand, bei dem man sich fragt, ob ihn daraus überhaupt noch irgendjemand oder irgendetwas zurückholen kann. Als wäre er von der Welt zurückgelassen worden auf einer Bühne, die sehr nach Anstalt aussieht.
Es wirkt so, als würde es im Zimmer des Alten nie richtig hell. Die Wände sind untenherum gekachelt, obenherum in einem nervigen Grün gestrichen, was treffend die frustrierende Atmosphäre nachbildet (Bühne und Kostüme: Christine Brunner-Fenz).
Die lastende Trostlosigkeit, die von dem reglosen Greis ausgeht, ist so durchdringend, dass am Anfang (als nur der Junge redet) fast jedes Wort zu viel ist: "Also eins sag' ich dir, bevor ich mal in so 'nem Rentnerknast lande, bringe ich mich um." Das klingt ein bisschen klischeehaft. Trotzdem halten beide Schauspieler die Spannung in der Szene (Hausner als stummer Alter vielleicht noch mehr). Man könnte sich gut allein auf die Haltung der beiden, ihre Blicke oder ihre Verweigerung und auf den anstaltsartigen Raum konzentrieren. Die scheinbar unüberwindliche Fremdheit, die zwischen den beiden spürbar wird, ist wie ein Abgrund - man kann auch erschrecken darüber.
Dabei hat der Junge bei allem Frust - ein Jugendrichter hat ihn nach einem Mofa-Diebstahl zu Sozialstunden verknackt - auch etwas Unbezähmbares, Keckes. Das macht Hoffnung, obwohl er definitiv kein Zivildienstleistender ist (die es ja nicht mehr gibt) oder sonstwie sozial motiviert.
Andererseits steckt auch im alten Leo viel mehr als die teilnahmslos-verstockte Hülle, die er nach außen präsentiert. Der ehemalige Preisboxer hat im Ring gelernt, auszuteilen. Und er hat seinem jugendlichen Renovierer wider Willen auch eine Menge Lebenserfahrung voraus. So entwickelt sich gegen beträchtliche Widerstände die ungewöhnliche Freundschaft zweier Loser. Als Zweipersonenstück konzipiert, ist es dennoch bezeichnend, dass außer Jojo nie jemand im Zimmer des Alten vorbeischaut.
Für Tübingen entdeckt hat den Stoff, der sich als realistische Variante des Kinohits "Ziemlich beste Freunde" interpretieren lässt, schon vor ein paar Jahren die Theaterpädagogin Helga Kröplin. Sie hat das Stück am Generationentheater Zeitsprung inszeniert.
Unterm Strich
Zeigt die unwahrscheinliche Freundschaft zwischen einem trübsinnigen Alten und einem vom Abrutsch gefährdeten Jugendlichen - und erweckt nebenbei die Sehnsucht, dass es so etwas in der Realität geben möge, nicht nur im Theater oder auf der Kinoleinwand. Überzeugend gespielte Annäherung wider Willen, bei der die Kontrahenten gleichermaßen vom jeweils anderen überrascht werden.
Schwäbisches Tagblatt, 17. November 2017
Ziemlich ungewöhnliche Freunde
(von Sofie Kunert (LTT-Vorbericht))
Lutz Hübners „Das Herz eines Boxers“ am LTT
Am heutigen Freitag um 19 Uhr hat „Das Herz eines Boxers“ Premiere am LTT (für Zuschauer ab 14 Jahren). Autor Lutz Hübner gewann mit diesem Schauspiel 1998 den Deutschen Jugendtheaterpreis, es war der Beginn einer Erfolgsgeschichte, die ihn zu einem der meistgespielten Dramatiker der Gegenwart gemacht hat. Regieassistentin Sofie Kunert sprach mit Regisseurin Marion Schneider-Bast über die ungewöhnliche Freundschaftsgeschichte zweier Außenseiter.
Sofie Kunert: Ist „Das Herz eines Boxers“ eher ein Sozialdrama oder eine Komödie?
Marion Schneider-Bast: Beides. Die Grundsituation, der Startpunkt, ist schon recht absurd: Ein 16-Jähriger, der keinen blassen Schimmer vom Streichen hat, soll die Wände eines Zimmers im Altersheim anmalen. Dort trifft er auf den Bewohner des Zimmers, einen Rentner, der erstmal gar nichts sagt sagt oder tut. Diese Situation bietet schon ein hohes Humorpotenzial. Im Aufeinandertreffen der beiden doch sehr unterschiedlichen Menschen liegt erstaunlich viel Komik. Aber es werden im Stück auch ernste Themen behandelt, insbesondere gegen Ende.
Welche dieser Themen haben Sie dabei besonders fasziniert?
Die Figuren sind Außenseiter: Der eine ist von der Gesellschaft ausgeschlossen, abgeschoben in die geschlossene Abteilung des Altersheims, und der andere muss Strafstunden ableisten, weil er angeblich ein Mofa geklaut hat. Beide sind ziemlich enttäuscht worden – insofern befinden sie sich in einer ähnlichen Situation. Sie begegnen sich zunächst mit Misstrauen und Harschheit, nähern sich aber nach und nach aneinander an. Die Entwicklung dieser Beziehung steht für mich im Fokus. Die beiden sind auf eine gewisse Art auf einander angewiesen und helfen sich gegenseitig aus der Situation heraus, in der sie gerade gefangen sind. Aus einem anfänglichen Duell entsteht mehr und mehr ein gegenseitiges Vertrauen. Ein bisschen erinnert die Geschichte an den Kinofilm „Ziemlich beste Freunde“.
Lutz Hübner schrieb „Das Herz eines Boxers“ in den 1990er Jahren. Passt das Stück noch in unsere heutige Zeit?
Man merkt, dass besonders die Jugendsprache eindeutig in den 90ern zu verorten ist. Also haben wir den Text aktualisiert. Dazu habe ich gemeinsam mit der Dramaturgin Susanne Schmitt vor Beginn der Proben eine modernere Textfassung erstellt. Das war der erste Schritt. Während der Probenarbeit sind außerdem einige Improvisationen der Schauspieler in das Stück eingeflossen.
Wie gehen Sie in Ihrer Inszenierung mit dem Realismus der Textvorlage um?
Wir erzählen die Geschichte über weite Strecken mit realistischen Mitteln. Aber es ist mir wichtig, dass es kleine Irritationsmomente gibt, in denen die Szene plötzlich ins leicht Surreale kippt. Diese kurzen Momente mag ich ganz gerne. Auch das Bühnenbild hat etwas Unwirkliches. Wir deuten ein Zimmer im Altersheim an, aber wichtiger als ein realistisch eingerichteter Raum, war uns die Atmosphäre: Die Bühnenbildnerin Christine Brunner-Fenz und ich wollten einen ungemütlichen Raum, der etwas Kühles, Abstoßendes hat und ein Gefühl von Abgeschlossenheit und Gefangensein vermittelt. Ein Raum, in dem man definitiv nicht seinen Lebensabend verbringen will.
Leo, der alte Mann, war früher Profiboxer und bringt Jojo das Boxen bei. War es eine große Herausforderung, diesen Sport auf der Bühne darzustellen?
Keiner von uns konnte boxen und niemand war ein leidenschaftlicher Boxfan – aber inzwischen sind wir es wahrscheinlich alle. Wir haben uns professionelle Unterstützung geholt: Die Schauspieler sind beim Sportverein SV 03 Tübingen ins Boxtraining gegangen und wir hatten von Zeit zu Zeit einen Boxerkämpfer auf den Proben. Er hat sich die Szenen angeschaut, in denen geboxt wird, und den Schauspielern hilfreiche Tipps gegeben. Das soll ja schließlich professionell aussehen.