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Immer wieder barfuß!

Generationentheater Zeitsprung


Schwäbisches Tagblatt, 6. März 2017

Gedanklich einen Kognak

(von Dorothee Hermann)

Generationentheater "Zeitsprung"-Inszenierungen aus 20 Jahren als kurzweilige Revue in der LTT-Werkstatt.

Und sie spielt tatsächlich noch einmal: Die 92-jährige Anneliese Goth, mit der die bisweilen heitere Unerschütterlichkeit, das Stehvermögen und die Eleganz des Alters auf anrührende Weise sichtbar werden. Das Jubiläumsstück "Immer wieder barfuß!" lässt 20 Jahre Generationentheater "Zeitsprung" wieder aufleben. Als kurzweilige Revue stellt es den tragischen "Peer Gynt" samt drei Peers oder das Bebenhäuser Freiluft-Spektakel "Herrschaftszeiten" neben Ängste, Sehnsüchte und Beobachtungen der Spieler im Alter von acht bis 92 Jahren. Am Freitagabend war Premiere auf der Werkstattbühne im Landestheater Tübingen (LTT).


Eine Festtafel, an der noch niemand Platz genommen hat, Pfingstrosen, ein Guglhupf - so sieht es auf der hinteren Bühne aus. Auf einmal stiehlt sich ein Mädchen herein, scheint etwas vom Tisch zu nehmen, zieht sich wieder zurück. Zurück bleibt eine Ahnung vom Koboldhaften der Kindheit. Es ist eine Mini-Pantomime, die wie die individuelle Färbung der Stimmen - jung, alt, mittelalt, dialektgeprägt oder eher neutral, männlich, weiblich - und wie die unterschiedlichen Typen und Körperformen den besonderen Reiz des Generationentheaters "Zeitsprung" ausmachen (Gründerin und Regie: Helga Kröplin).


"Ich spiele oft mit mir selber Theater", sagt die alte Klara mit dem Stock (Anneliese Goth). "Wenn etwas Schlimmes ist, kann man eine Tragödie daraus machen." Sie meint das bestimmt ironisch, denn sie versucht einer allzu festgefahrenen Bekannten klarzumachen, wie sinnlos es ist, der verlorenen Jugend hinterherzujagen.


Nebenbei hat die Inszenierung eines der schönsten Rezepte gegen Lampenfieber parat: "Ich trinke gedanklich einen Kognak, dann bin ich ruhig."


Frühere "Zeitsprung"-Stücke werden in konzentrierter Kurzform wieder lebendig. "Das Waschhaus" beispielsweise spielt fast schon im Ersten Weltkrieg, und die Wäscherinnen sind so ausgezehrt von ihrer aufreibenden Arbeit, dass sie alle in bleiches Leinen gekleidet sind.


Angesichts der raschen Abfolge der Szenen staunt man, wie die Spieler das mit den wechselnden Kostümen so schnell hinbekommen. Ein rosa Spitzenröckchen genügt für die triumphierend vorgebrachte Überzeugung: "Ich bin auf jeden Fall die Prinzessin!" Denn wie hieß es an anderer Stelle über dieses ganz spezielle Ensemble: "Hier darf jeder er selbst sein - und auch ein bisschen verrückt."


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