Rupert Hausner, Elias Popp · Foto: Tobias Metz
Rupert Hausner, Elias Popp · Foto: Tobias Metz
Rupert Hausner, Elias Popp · Foto: Tobias Metz
Rupert Hausner, Elias Popp · Foto: Tobias Metz
Rupert Hausner, Elias Popp · Foto: Tobias Metz
Elias Popp · Foto: Tobias Metz

Zuhause ist Krieg

Klassenzimmerstück von Annette Müller

8+


Schwäbisches Tagblatt, 8. Februar 2019

Zuerst fällt bloß die Schule aus

(von Dorothee Hermann)

Das Junge LTT zeigte „Zuhause ist Krieg“ in der Tübinger Lindenbrunnenschule, eine Fluchtgeschichte aus Kindersicht.

Solange sein Lieblingsradio die Songs spielt, zu denen er so gerne tanzt, ist alles gut für den zehnjährigen Saïd (Elias Popp). Vergnügt bewegt er sich zur Musik und trinkt zwischendurch ein Schlückchen aus einem zierlichen Teeglas. Selbstverständlich hatte er bei der Premiere vor kurzem auch ein Auge auf die jungen Zuschauer in der Tübinger Lindenbrunnenschule. „Wow, so still?“, fragte er. „Sitzt ihr alle bequem?“ Das antwortende „Jaaa!!!“ fiel so lebhaft aus, dass man spürte, den Drittklässlern entgeht nichts.


„Zuhause ist Krieg“ heißt das Klassenzimmerstück von Annette Müller (auch Regie und Ausstattung), mit dem das Junge LTT, das Theater für Kinder und Jugendliche an der Tübinger Landesbühne, derzeit durch die Schulen der Region tourt. Mit minimalen Mitteln, mit Geräuschen (Meeresrauschen, LKW-Motor) und Stimmen aus dem Off erzählt es die ziemlich ernste Geschichte des Jungen Saïd, der mit seinem Vater fliehen muss, als der Krieg in seine Stadt kommt.


Doch zuerst schildert Saïd die Stadt Kareschi, die am Meer liegt. Und er beschreibt weitere Figuren, die nicht selbst auftreten, die sich kleine und große Zuschauer jedoch gut vorstellen können: wie die Großmutter, die schon steinalt ist, aber immer noch das Brot für die ganze Familie backt, und deren Hände immer nach Mehl riechen. Den Metzgerladen von Saïds Onkel und die vielen Hunde in seiner Straße kann man beinahe vor sich sehen. Zunächst macht sich der Krieg nur dadurch bemerkbar, dass die Schule immer öfter ausfällt. Dann rückt er so nah, dass Saïd und sein Vater fliehen müssen, ohne die geliebte Mutter.


Kann es funktionieren, Kindern die Auswirkungen eines Krieges zu zeigen? Die Inszenierung beweist, wie überzeugend das möglich ist. Man hört außer Deutsch unglaublich viele Sprachen wie Arabisch, Türkisch oder Ungarisch, und hat, Überraschung, kein Problem, etwas zu verstehen. Auch werden die kleinen Zuschauer immer wieder einbezogen: „Was würdet ihr tun? Draußen schlafen und Geld sparen oder drin schlafen?“

Link zum Artikel


[schliessen]






© 2016     Landestheater Württemberg-Hohenzollern Tübingen Reutlingen Impressum