Jürgen Herold, Sabine Weithöner · Foto: Martin Sigmund
Jürgen Herold · Foto: Martin Sigmund
Rinaldo Steller, Jürgen Herold · Foto: Martin Sigmund
Jürgen Herold, Rinaldo Steller · Foto: Martin Sigmund
Andreas Guglielmetti, John Friedemann Weithöner, Rinaldo Steller · Foto: Martin Sigmund
John Friedemann Weithöner, Jürgen Herold · Foto: Martin Sigmund
Florenze Schüssler, Sabine Weithöner · Foto: Martin Sigmund
Rinaldo Steller, Florenze Schüssler · Foto: Martin Sigmund
Jürgen Herold, Florenze Schüssler · Foto: Martin Sigmund
Florenze Schüssler, Jürgen Herold, Sabine Weithöner, Andreas Guglielmetti · Foto: Martin Sigmund
Andreas Guglielmetti, Florenze Schüssler · Foto: Martin Sigmund
Jürgen Herold, Florenze Schüssler · Foto: Martin Sigmund
Sabine Weithöner · Foto: Martin Sigmund
Rinaldo Steller · Foto: Martin Sigmund
Florenze Schüssler, Jürgen Herold, Andreas Guglielmetti · Foto Martin Sigmund

Sophia, der Tod und ich

Schauspiel nach dem Roman von Thees Uhlmann in einer Theaterfassung von Hans Schernthaner


Reutlinger Nachrichten, 18. Dezember 2018

Sinnlos, nach Antworten zu suchen

(von Kathrin Kipp)

Wenn der Tod mehrfach klingt: „Sophia, der Tod und ich“ am LTT

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Schwäbisches Tagblatt, 4. Dezember 2018

Der Tod hat Urlaub, das Leben klingelt

(von Peter Ertle)

Von Bällebad zu Bällebad, angenehm begleitet von Morten de Sarg: Im LTT hatte Hans Schernthaners Bühnenadaption von Thees Uhlmanns "Sophia, der Tod und ich" Premiere.

Wie aus Loch Ness taucht Ich aus einem Bällebad auf. Ich? Ja, der hat keinen anderen Namen, der heißt so. Bällebad? Ja, Bällebad. "Sophia, der Tod und Ich" ist ein Spiel für große Kinder.

Aber irgendwie ist dieses Bällebad auch ein Grab. Genau genommen ist Ich längst tot. Er hat, sagt er, seit Jahren nicht mehr nachgedacht. Er war seit Monaten nicht mehr joggen. Er versumpft oft in der Kneipe. Kurz: Es handelt sich bei ihm um jene sympathisch verkrachte Existenz, wie aufallenderweise Musiker sie gern beschreiben. Sven Regener zum Beispiel mit seinem Herr Lehmann. Oder eben Thees Uhlmann. Oder wie Aki Kaurismäki es täte - immerhin ein schreibender Freund der Leningrad Cowboys - wenn seine Figuren nicht dem Schweigen, sondern dem Plappern zugeneigt wären. Bei seiner Scheidung hat Ich alles verloren, weil er ohne Anwalt und direkt aus der Kneipe zum Gerichtstermin kam. Seitdem darf er seinen siebenjährigen Sohn nicht mehr sehen, schreibt ihm aber jeden Tag. Und eigentlich klingelt bei ihm zuhause schon lange niemand mehr.

Aber jetzt! Und gleich zweimal! Erst steht der Tod draußen. Den kann nur Andreas Guglielmetti spielen. Zumindest in dieser Mischung aus Eleganz und Tölpelhaftigkeit. Doch dann klingelt seine Ex und brüllt erst mal alles nieder. Im Plan des Tods ist das nicht vorgesehen, irgendetwas scheint schiefgelaufen. Es bedeutet: Aufschub. Die drei brechen auf zu einem Roadtrip, den der verdutzte Tod als unverhofften Urlaub genießt.

"Sophia, der Tod und ich" ist ein Theaterstück nach einem Roman, der sich liest, als hätte Thees Uhlmann alle blitztiefen und plätscherseichten Gedanken, die ihm übers Jahr so einfielen, da reingeschustert und eine skurrile, melancholische, alberne und bisweilen sehr poetische Handlung drumrum gebaut.

Das LTT-Team ließ sich dazu viel schönen Schnickschnack und Geklingel einfallen. Es klingelt und tönt wirklich dauernd. Hängt Ich manchmal am Spielautomaten? Neben dem Bällebad gibt es eine Carrerabahn des Lebens (Bühne: Sandra Fox) mit Looping-Guckloch - für das Regisseur Dominik Günther tolle Gruppenbilder baut. Der Kneipenbesuch artet in grobes Gegröle aus, der Tod und Ich scheißen auf dem Kopf stehend. Zarteres gibt es auch: Der Tod ist perplex, als ihm das Köpfchen der einnickenden Sophia sanft auf die Schulter fällt. Leben ist ja so aufregend!

Mehr soll nicht verraten werden. Außer dass die Mutter (eine Grandmaman-Stilikone: Sabine Weithöner) des Ich Erzählers mit dem Tod sachte anbandelt, allerdings noch ein zweiter Tod im Spiel ist, der mit langen Spiderarmen oder auch mal als Pfändungsbeauftragter nach seinen Opfern greift (und viel Soundtrack beisteuert: Rinaldo Steller), den aber ausgerechnet ein Kind (von wem? Ah: John Friedemann Weithöner. Bravo!) am Ende bezwingt. Oder auch nicht, denn: Ich muss trotzdem hinab ins Bällegrab. Ach! Wenn man das nur immer alles überblicken könnte!

Die Schlüsselrolle für das Kind wundert einen nicht. Sind es doch gerade Ichs Erinnerungen an seine eigene Jugend, die Beschreibung seiner Eltern - und die Gedanken an den eigenen Sohn, die diesem Stück eine wehmütige, schmerzliche und ruhig beseelte Seite verleihen, ein Gegenpart, der das geistreich-spätadoleszente Todesgekasper angenehm erdet und durchdringt. Sagen wir so: Ich (Jürgen Herold) ist ein popliterarisch travestierter Nachhall auf Georg Büchners Leonce. Weshalb wir Sophia (Florenze Schüssler) zu einer Lena erklären. Macht Spaß, ihnen zuzuschauen!

 

Unterm Strich

Blitztief, plätscherseicht, popliterarisch, melancholisch, poetisch, albern, sentimental: Wer diese Mischung liebt, wird in diesem verrückten Roadtrip mit dem Tod und der Ex-Freundin gut unterhalten. Es klingelt, tönt und piepst beständig. Der heimliche Star des Abends ist ein Kind.


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Generalanzeiger Reutlingen, 4. Dezember 2018

Flippern mit dem Sensenmann

(von Thomas Morawitzky)

Thees Uhlmanns »Sophia, der Tod und ich« am LTT wirft actionreich existenzielle Fragen auf

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Schwarzwälder Bote, 4. Dezember 2018

Amüsant auf den Punkt gespielt

(von Christoph Holbein)

»Sophia, der Tod und ich« setzt sich witzig mit dem Sterben auseinander

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