Lorraine Töpfer, Daniel Hölzinger, Rupert Hausner, Clara Schulze-Wegener, Oda Zuschneid · Foto: Martin Sigmund
Rupert Hausner, Lorraine Töpfer · Foto: Martin Sigmund
Rupert Hausner, Lorraine Töpfer · Foto: Martin Sigmund
Lorraine Töpfer, Rupert Hausner · Foto: Martin Sigmund
Rupert Hausner, Lorraine Töpfer · Foto: Martin Sigmund
Daniel Hölzinger, Lorraine Töpfer • Foto: Martin Sigmund
Clara Schulze-Wegener, Oda Zuschneid • Foto: Martin Sigmund
Oda Zuschneid • Foto: Martin Sigmund
Clara Schulze-Wegener, Daniel Hölzinger • Foto: Martin Sigmund

Siri und die Eismeerpiraten

von Frida Nilsson, deutsch von Friederike Buchinger · Bühnenfassung: Twyla Zuschneid

Uraufführung

10+


Reutlinger General-Anzeiger, 6. Dezember 2021

Im Bann der Fantasie

(von Christoph B. Ströhle)

Das Junge LTT bringt »Siri und die Eismeerpiraten« auf die Bühne.

In Twyla Zuschneids Inszenierung legt die Titelheldin weite Strecken auf einem einzigen Tisch zurück

Wie viel erzählerische Kraft doch in ganz alltäglichen Objekten steckt! Es müssen nur ein Hauch Poesie und ein gerüttelt Maß an Imagination dazukommen. Mit der jüngsten Produktion des Jungen LTT, »Siri und die Eismeerpiraten«, lässt sich seit Samstag eine zauberhafte Form des Objekttheaters erleben.

Twyla Zuschneids Inszenierung gewinnt Frida Nilssons gleichnamigem Jugendroman – die schwedische Autorin wurde 2014 mit dem Astrid-Lindgren-Preis für ihr Gesamtwerk ausgezeichnet – faszinierende neue Seiten ab, indem sie zwar Menschen als Erzählerin und Erzähler auftreten lässt, ansonsten aber Alltagsgegenstände, wie sie sich in jedem Haushalt finden, als Figuren die Abenteuer erleben lässt.

Um die kilometerweiten Strecken glaubhaft zu machen, die die Titelheldin Siri zurücklegt, um ihre von Piraten entführte kleine Schwester Miki wiederzufinden, genügt Lorraine Töpfer und Rupert Hausner, die die Premiere bestreiten, ein einziger Tisch. Siri selbst ist eine von ihnen und der Fantasie der Zuschauerinnen und Zuschauer zum Leben erweckte Taschenlampe, ihr Vater eine Drahtrolle, Miki eine Bindfadenrolle, ihre verstorbene Mutter eine Kerze, die im Hintergrund weiter leuchtet. Der gefürchtete Piratenkapitän Weißhaupt tritt als Schuh auf, seine Mannschaft als Arsenal von Klebstoffen.

Wie um zu zeigen, dass grundsätzlich jeder Gegenstand die Fantasie beflügeln kann, sieht man hinter Töpfer und Hausner auf der LTT-Oben-Bühne zwei Kellerregale mit allerlei Krimskrams (Ausstattung: Caroline Stauch). Dinge, die man hat, aber vielleicht gerade nicht braucht. Eine silberne Rettungsdecke etwa, die im Spiel eine wunderbare Eiswüste oder ein sich vor den Figuren auftürmendes Eisgebirge abgibt. Wenn Siri, die Taschenlampe, leuchtet, dann sagt das immer auch etwas über ihr Wesen oder ihre Befindlichkeit aus. Nur einen Moment hat sie ihre kleine Schwester, mit der sie auf einer Insel Beeren gesammelt hat, aus den Augen gelassen, und schon haben Piraten sie verschleppt. In den Weiten des Eismeers droht auch Siri auf der Suche nach ihr verloren zu gehen. Doch ihr unbeirrbarer Mut, ihre Menschlichkeit und Freunde, die sie unterwegs gewinnt, führen sie an ihr Ziel. Dass sie sich von Weißhaupt nicht einschüchtern lässt, der die entführten Kinder in einer Mine für sich schuften lässt, zeugt von Courage und Geradlinigkeit, die der Zielgruppe ab zehn Jahren und auch Erwachsenen imponieren kann.

Alex Konrads Musik und atmosphärisches Sounddesign tun ein Übriges, um die Fantasie der Zuschauerinnen und Zuschauer anzuregen. Wenn es schneit, streuen Töpfer und Hausner von oben Puder, und bevor Miki und Siri nach der Wiedersehensfreude mit unsicheren Aussichten in den Schlaf sinken, stimmen die Schauspielerin und der Schauspieler zweistimmig ein herzerwärmendes Lied an.


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