Insa Jebens, Hannah Jaitner, Justin Hibbeler, Nicolai Gonther · Foto Tobias Metz
Insa Jebens, Justin Hibbeler, Hannah Jaitner · Foto Tobias Metz
Insa Jebens, Justin Hibbeler · Foto Tobias Metz
Justin Hibbeler, Insa Jebens, Hannah Jaitner · Foto: Tobias Metz
Insa Jebens, Hannah Jaitner, Justin Hibbeler · Foto Tobias Metz
Insa Jebens, Justin Hibbeler, Hannah Jaitner · Foto Tobias Metz
Nicolai Gonther · Foto: Tobias Metz
Nicolai Gonther, Insa Jebens · Foto: Tobias Metz
Nicolai Gonther, Hannah Jaitner · Foto: Tobias Metz

Hyperion

Schauspiel nach dem Roman von Friedrich Hölderlin


Schwarzwälder Bote, 7. Oktober 2020

Verfangen in symbolträchtigen Bildern

(von Christoph Holbein)

"interessant, aber auch anstrengend, vergeistigt und in gewisser Weise kontemplativ."

Tübingen. Friedrich Hölderlins Roman »Hyperion« ist mit Sicherheit schon als Lesestoff keine leichte literarische Kost. Das Werk – der Autor hat es als Briefroman konzipiert – als Schauspiel auf die Theaterbühne zu bringen, stellt deshalb eine Herausforderung der besonderen Art dar. Regisseurin Carina Riedl hat dieses Wagnis auf sich genommen mit ihrer Inszenierung in der Werkstatt des Landestheaters Württemberg-Hohenzollern Tübingen Reutlingen (LTT), zu der sie auch die Bühnenfassung liefert. Das zeugt von Mut, möglicherweise auch gegen den Strich der Sehgewohnheiten des Publikums zu bürsten und den Zuschauern die intellektuelle Last der Interpretation des Gesehenen aufzubürden.

Denn, wer einen Theaterabend erwartet hatte mit Figuren, die sich im Laufe des Geschehens entwickeln, die miteinander interagieren, der sah sich enttäuscht und quälte sich womöglich durch die fast zwei Stunden der Aufführung. Wer sich aber darauf einließ, dass Theater alles ausprobieren darf, ein Freiraum darstellt, alle Formen zu nutzen und mit ihnen zu experimentieren, der gewann dem Abend zumindest ab, sich intensiv auf Hölderlins Text zu konzentrieren, ihn wirken zu lassen, und begab sich auf die Suche nach dem Sinn hinter den symbolträchtigen Bildern, die Riedl in Endlosschleifen offeriert.

Das Experimentelle beginnt bereits vor der Aufführung: Die Zuschauer müssen vor Betreten der Theaterwerkstatt ihre Schuhe ausziehen, diese in ein Regal stellen und dann strümpfig über die Bühne zu den rund herum im dunklen Raum verteilten Plätzen gelangen, die ausgewiesen sind durch auf den weißen Kissen liegenden zu Briefen gefalteten Zetteln aus hauchdünnem Papier – beschrieben mit dem Auszug aus einem Gedicht von Friedrich Hölderlin.

Was folgt, ist mehr eine Lesung, denn szenisches Spiel: Die Schauspieler befinden sich fast wie Simultanübersetzer in per transparenten Stoffs einsehbaren Sprecherkabinen, die sich um einen runden Tisch scharen, der in der Mitte des Raumes steht und mit Kassettenrekordern bestückt ist. Pia Greven sorgt für Bühne und Kostüme. Auf dem Rund des Tisches, der später noch zur Drehbühne wird, übersetzt ein Akteur nach dem anderen Hölderlins Worte in jeweils wiederkehrende Bewegungen, während die anderen synchron die Texte dazu gut zelebrieren.

Diese Sequenzen mit ihren jeweils eigenen Bewegungsabfolgen haben ihre Längen, werfen den Zuschauer nach einer Zeit auf den Text zurück, wenn etwa die mit Händen und Armen gebildeten fast balletthaft tänzerischen Figurenbilder oder die asiatischen mit Schrei untermalten Kampfkunst-Zeremonien sich stereotyp wiederholen. Darüber liegen Geräusche, dumpfes Tönen, archetypische Klänge, Musik. Das ist interessant, aber auch anstrengend, ist vergeistigt und in gewisser Weise kontemplativ.

Riedl schafft fast überladene Bilder. Die Schauspieler beherrschen die Texte – ob solo oder im Wechselspiel mit den anderen. Am Ende kommen alle vier Akteure ins Rund, angezogen mit einem Plastiküberzug und lassen die Kassettenrekorder auf dem Tisch abspielen in einer orchestralen Mehrstimmigkeit der Hölderlinschen Worte. Eines ist der Regisseurin auf alle Fälle zu attestieren: An Intensität und Eindringlichkeit mangelt es ihrer Inszenierung wahrlich nicht.


[schliessen]


Schwäbisches Tagblatt, 5. Oktober 2020

Das Hyperium schlägt zurück

(von Wilhelm Triebold)

"ein raffinierter Ansatz, der das hochkonzentrierte Zuhören möglich, aber auch nötig macht"

[mehr lesen]


Reutlinger General-Anzeiger, 5. Oktober 2020

Mit eigenmächtigen Bildern

(von Martin Bernklau)

Carina Riedl bringt Friedrich Hölderlins Briefroman »Hyperion« auf die LTT-Werkstatt-Bühne

[mehr lesen]


Die deutsche Bühne, 3. Oktober 2020

Eingehüllt in Zellophan

(von Wilhelm Triebold)

„Hölderlins epischer Klagegesang zieht wohl jeden über die eindreiviertel Stunden Spieldauer hinweg in den Bann.“

[mehr lesen]






© 2016     Landestheater Württemberg-Hohenzollern Tübingen Reutlingen Impressum