Triviale Komödie für ernsthafte Leute von Oscar Wilde · Deutsch von Rainer Kohlmayer · 14+
Schwäbisches Tagblatt, 1. Dezember 2021
Lügentänze mit Farbanschlag fürs Auge
(von Peter Ertle)
Formvollendet aus der Fassung: Oscar Wildes „Bunbury oder Ernst sein ist wichtig“ wird am LTT genau zu dem turbulenten Spaß, den man sich von diesem Stück auch erwartet.
Schwarzwälder Bote, 30. November 2021
Amüsant und ein wenig aus der Zeit gefallen
(von Christoph Holbein)
Verwechslungen und Verwicklungen schwungvoll und mit Tempo in Szene gesetzt
Wer einen amüsanten, kurzweiligen und nicht sonderlich anstrengenden Theaterabend genießen möchte, der ist genau richtig bei „Bunbury oder: Ernst sein ist wichtig!“. Die Inszenierung der „trivialen Komödie für ernsthafte Leute“ von Oscar Wilde feierte am Landestheater Württemberg-Hohenzollern Tübingen Reutlingen (LTT) eine ansprechende, aber keine anspruchsvolle Premiere. Regisseur Malte C. Lachmann, der erstmals am LTT eine Regiearbeit abgeliefert hat, erzählt die Geschichte der zwei Dandys, die, um sich vor ihren gesellschaftlichen Verpflichtungen zu drücken, ein doppeltes Spiel spielen, mit konservativen Mitteln. Seine Inszenierung reizt den Wortwitz, die Albernheiten und Slapstick-Einlagen in Kintopp-Manier bis in die affektiert-klischeehafte Übertreibung aus. Dadurch schlittert das Komödiantische immer wieder ins klamaukige Spiel mit plakativ-plastischen Bildern und exaltierter Mimik der Protagonisten. Das ist grotesk, clownesk und – ganz nett.
Die Verwechslungen und Verwicklungen sind schwungvoll und mit Tempo in Szene gesetzt und schön ausgespielt, mitunter aber von der Regie etwas stereotyp auf die Bühne gebracht. An Spielfreude mangelt es dem Ensemble nicht. Witzig sind die kleinen Duelle und die Wortspielereien. Die Schauspieler loten ihre Freiheiten, auch zu übertreiben, aus. Vor allem Sabine Weithöner als Lady Bracknell artikuliert punktgenau, zelebriert ihren Part und zeichnet ihren Auftritt stark.
Für eine authentische und passende Atmosphäre sorgt Luisa Wandschneider mit ihrem Bühnenbild in Guckkasten-Manier: erst alles in städtisch-hellem Grau, dann rustikal-ländlich in brauner Holzanmutung. Originell gelöst ist der Umbau auf offener Bühne, wenn Dennis Junge als tänzerisch-pantomimischer Diener mit Zauberer-Gestik Teppiche einrollt und abtransportiert, Wände dreht und schließlich auch seinen Anzug von grau in braun wendet. Und beim Wechsel des Spiels von der Stadt aufs Land greift Wandschneider in die Vollen, wenn sie jetzt die Protagonisten in überborden-kitschigen Kostümen mit großen Blumenmotiven agieren lässt, das Landvolk dazu noch die Bäckchen naiv rot geschminkt.
Nicht abzustreiten ist, dass Lachmanns Inszenierung die kleinen Gags und Lacheffekte herausarbeitet und mit Drive auf die Bühne bringt. Das ist äußerst unterhaltsam und leicht verdaulich, wirkt aber am Ende doch ein wenig aus der Zeit gefallen.
Reutlinger General-Anzeiger, 29. November 2021
(von Kathrin Kipp)
Spritzige Identitäts-Jonglage: Das LTT zeigt Oscar Wildes »Bunbury« in der Regie von Malte C. Lachmann