Foto: Martin Sigmund
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Lampenfieber

Komödie vom tjc mit der Band »Thermometer« (jamclub Musikschule)

Uraufführung


Schwäbisches Tagblatt, 18. April 2017

Spiel mit den Klischees und Showdown am Jungensklo

(von Wolfgang Albers)

Der Theaterjugendclub beschwört in seinem neuesten Stück "Lampenfieber" die persönlichkeitsstärkende Kraft des Theaters.

Klischees sind eine große Klippe im Theater und Film. Handlungen und Personen sollen ja so differenziert und charakteristisch sein wie möglich, weit weg vom Schwarz-Weiß-Raster. Außer man will ein B-Movie mit den Jungs mit den weißen und den schwarzen Hüten. Das Problem, vielfach zu sehen: Gar nicht so einfach, dem Klischee zu entgehen. Profis scheitern oft - für Laien kann das eine kaum zu packende Hürde sein. Eine Lösung zeigte der Theaterjugendclub am LTT, dessen neuestes Stück "Lampenfieber" am Samstagabend Premiere hatte: Lustvoll reingegriffen in die Klischeekiste und dann mit viel Spielfreude loslegen.


Zum Beispiel auf dem Schulhof. Da sitzt das Mädchen Maya aber so was von aschenputtelmäßig in der Ecke, die Haare zum Pietistendutt gesteckt, das sackartige Blümchenkleid ist mehr ein Küchenkittel. Klar, die Außenseiterin ist noch in ein Buch vertieft, das Gesicht ist durchfurcht vom Jammer dieser Welt.


Abschätzig taxierend kichert daneben die Clique. Drei Zicken verziehen die Lästermäuler: "Schaut euch mal diese Type an - die wird nie einen Freund kriegen." Was aber auch seine Vorteile hat: "Das ist schon mal keine Konkurrenz für uns." Und zur Freizeitgestaltung taugt so ein Opfer ja durchaus: "Kommt, die machen wir fertig!" Die Mobberinnen-Meute, knallbunt gedresst, körperbetont gestylt, baut sich um die hilflose Maya auf und disst diese: "Sag mal, deine Haare - trägt man das jetzt so?"


Willkommen in der Wirklichkeit? Auf jeden Fall haben sich die Spielerinnen und Spieler um den Spielleiter Tobias Ballnus einen Hauptlebensraum der Jugendlichen ausgesucht: die Schule. Gibt ja auch viel her an Konflikten, gerne mit der autoritären Lehrerschaft. Aber die bleibt in "Lampenfieber" komplett außen vor.


Ja, es kracht schon heftig in dieser Schule. Aber nur unter den Schülern. Die Plot gibt nämlich dieses Szenario vor: Die Schule bekommt immer weniger Anmeldungen, die Schließung droht. Und den Schülern zu ihrem Entsetzen dann ein längerer Schulweg. Die einzige Chance, wieder mehr Schüler zu erhalten: Die Schule verpasst sich ein attraktives Profil. Und das sollen die Schüler entwickeln.


Die Tussies von vorhin haben, klar, nur Sport im Kopf, am besten mit einem schuleigenen Fitness-Studio: "Damit wir den Jungs mal was bieten können." Die nächste Gruppe kommt im Businesslook, redet von "Alleinstellungsmerkmal" und "Konzepten" und fordert eine Ausbildung, die fit macht für den Arbeitsmarkt: Die Naturwissenschaften müssen her.


Und dann ist da noch eine Theater-Gruppe, die das Kunstprofil will. Ein sehr disparater Haufen. Ein Junge sieht die Bühne als Basis für die Weltrevolution, ein anderer als Dating-Spot. Eine Leaderin exerziert den Klassiker-Kanon durch und drückt der Truppe die gelben Reclamhefte mit Schillers "Kabale und Liebe" in die Hand - und Maya beginnt, man ahnt es, ihren Aufstieg zur Hauptperson. "Kreativer Ringelpietz", ätzen die zwei anderen Gruppen und sabotieren heftig - nachts am Jungensklo kommt es zum Showdown . . .


All das nach der Devise von Tobias Ballnus in Szene gesetzt: "Typen sollten im Mittelpunkt der Geschichte stehen, keine ausgefeilten Charaktere." Und diese Typen transportieren ihre Emotionen über ein jugendgerechtes Medium - die Musik. Hoch über der Bühne ist wie eine Zirkusband die Band "Thermometer" vom jamclub der Musikschule platziert, an zwei Bühnenmikros singen die Jugendlichen über ihre Gefühle.


"No one knows knows what it's like to be the sad man, and no one knows what it's like to be hated", lässt Maya mit dem Who-Klassiker "Behind blue eyes" wissen. Martialisch ziehen die Konkurrenten mit dem "Eye of the tiger" in den Clash der Schulkulturen: "It's the thrill of the fight, risin' up to the challenge of our rival." Ja, auch ein Jugendstück von heute kommt wohl ohne die alten Kracher aus dem letzten Jahrhundert nicht aus - interessant.


Und am Ende - einem heuligen Kitsch-Happy-End par excellence - gehen alle und Maya speziell mit Freddie Mercury ab: "I'm a shooting star leaping through the sky like a tiger." Also: "Don't stop me now!" Und, so die Lehre kurzweiliger 90 Minuten, das kreative Theater auch nicht.


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Schwäbisches Tagblatt, 13. April 2017

Stark durch Kabale und Liebe

(von Jakob Altmann (LTT-Vorbericht))

Der Theaterjugendclub hat übermorgen „Lampenfieber“ mit Thermometer

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