Foto Tobias Metz
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Der Mann ohne Vergangenheit

Schauspiel nach dem Film von Aki Kaurismäki · Deutsch von Maria Helena Nyberg


Schwarzwälder Bote, 11. Oktober 2017

Durchkomponiertes Spiel voller Rhythmik, Witz und kreativer Ideen

(von Christoph Holbein)

Das Stück „Der Mann ohne Vergangenheit“ schöpft aus den Möglichkeiten des Theaters / Regisseur sorgt für klare Bilder

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Reutlinger Nachrichten, 6. Oktober 2017

Liebe im Wellblechbereich

(von Kathrin Kipp)

Heilsarmee trifft auf Rock’n’Roll und auf blecherne Slum-Idylle: Christoph Roos bringt am LTT Aki Kaurismäkis Anti-Hollywood-Märchen „Mann ohne Vergangenheit“ auf die Bühne

Totgesagte leben länger. Auch der namenlose Mann, der als Leiche im Keller eines Krankenhauses abgelegt wird, kommt wieder zu sich, kann sich allerdings nicht an sein bisheriges Leben erinnern. Am Hafen von Helsinki bezieht er einen blechernen Container und erfährt von seinen Hütten-Nachbarn Hilfe und Solidarität, während er als identitätslose Datennull im Sozialstaat immer wieder gegen geschlossene Blech-Wände läuft.

 

Aki Kaurismäki hat den Film 2002 mit seiner typisch trostlosen Anti-Hollywood-Ästhetik gestaltet: schäbige Industrie-, Armenviertel- oder Imbiss-Tristesse mit atmosphärischen Bildern von Kälte, Hoffnungslosigkeit und Einsamkeit. Schräge Typen mit kargen Gefühlen. Aber die Geschichte vom verlorenen Mann bleibt keinesfalls im Opfer-Kitsch stecken. Denn trotz seiner aussichtslosen Lage - ohne Name kein Job, kein Geld, keine Wohnung, kein Rechtsstatus - wird er von seiner unaufgeregten Umgebung so akzeptiert, wie er ist. Bei den Assis wundert sich keiner mehr über irgendwas, alles Sonderbare wird als normal empfunden – auch eine Form von Freiheit.

Christoph Roos (Regie), Timo von Kriegstein (Ausstattung) und Markus Maria Jansen (Musik) positionieren das episodisch, oft nur pantomimisch, und manchmal auch ein wenig albern erzählte Märchen vom Wiederaufstehmännchen auf  Daseinsberechtigungssuche in eine Wellblech-Idylle. Eine Idylle, weil alle so freundlich sind, sogar die Kampfhunde – außer der fiese Container-Vermieter (Daniel Tille) natürlich, der die Garagen zu Wucherpreisen vermietet. Auch der Zuschauer hat keinen Schimmer, was mit dem Namenlosen (Rolf Kindermann auf der Suche nach einem Charakter) passiert sein könnte. Christoph Roos deutet mit seiner metallindustriell durchchoreographierten Ouvertüre das Herkunftsmilieu des Vergangenheitslosen an: Arbeiter mit Schweißer-Masken hantieren und klappern mit allerlei Blech, Leitern und Rohren, der (musikalische) Akkord steigert sich, bis der Einzelne nicht mehr mithalten kann. In so einem durchgetakteten Leistungssystem kann es einem die Identität schon mal zerbröseln. Und so wird aus dem zermalmten Industriegewaltopfer ein verlorenes Menschlein, das versucht, sich von ganz unten aus wieder so etwas wie eine Zukunft aufzubauen. Er findet wieder zu seinem (Rock‘n‘Roll-)Groove, steckt ein paar Kartoffeln in seinen Mini-Acker und bemüht sich um Arbeit. Die Wellblechwände, Leitern und Rohre ziehen sich dabei lautstark durchs ganze Stück: eine sehr blecherne, brüchige, aber auch lebendige Kulisse für den krassen Neuanfang mit Hindernissen. Die Dialoge, Gefühle und Psychologie der Figuren sind aufs Mindeste reduziert: poetisch oder nicht - es ist wohltuend, wenn man als Zuschauer mal nicht so sehr zugetextet wird.

 

Im Vordergrund steht Rolf Kindermann, dessen Figur als nichtregistrierte, orientierungslose Existenz nie so recht weiß, wie ihm geschieht. Ein freundlicher Elektriker (Robin Walter Dörnemann) besorgt ihm Licht und Garagenmusik, die Heilsarmee anständige Klamotten. Mit ihren Uniformen und frommen Liedern sind die friedfertigen Gottessoldaten nicht nur ein Quell der Freude und Hilfe, sondern wie so oft auch Zielscheibe für allerlei Spott, haben sie doch nur einen einzigen Song im Repertoire: „Großer Gott, wir loben dich“, den das Ensemble herzallerliebst mehrstimmig zum Vortrag bringt. Aber auch die braven Heilsarmisten werden von den Outlaws so akzeptiert, wie sie sind: anderen helfen, auch wenn man sich selbst keine einzige Freude gönnt. Susanne Weckerle als Suppenschöpferin Irma entspricht genau dieser strengen, spaßfreien und entbehrungsreichen Klischee-Protestantin.

 

Darf aber nun immerhin ihre „erste Liebe“ und ein wenig Rock‘n‘Roll erfahren, ausgerechnet mit einem Mann, der nicht weiß, wer er ist: eine brüchige Angelegenheit, schließlich kann sich ja jederzeit die Vergangenheit zurückmelden. Aber sie haben Glück: der Mann hatte zufällig gerade mit seiner Vergangenheit abgeschlossen, wie sich herausstellt. Andreas Guglielmetti gibt ihm  außerdem als versoffener, aber hilfsbereiter Nachbar Starthilfe, während Mattea Cavic als Abweiserin die Kälte von Staat und Bank repräsentiert. Aber es geschehen auch Wunder: in Form eines Anwalts (Heiner Kock), der als Spezialeffekt vom Himmel herabgelassen wird, um dem Mann juristisch beizustehen: Nochmal Glück im Unglück.


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Schwäbisches Tagblatt, 2. Oktober 2017

Steh auf und wandle und dreh mich nach oben

(von Peter Ertle)

Am LTT wird aus Aki Kaurismäkis 15 Jahre altem Filmmärchen "Der Mann ohne Vergangenheit" ein dem Autorgestus sanft folgendes, überraschend aktuelles Theaterstück übers Fremdsein, rechte Schläger, die Güte der Menschen und die Kälte des Kapitalismus.

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Reutlinger Generalanzeiger, 2. Oktober 2017

Durch und durch eine ehrliche Haut

(von Christoph B. Ströhle)

Christoph Roos inszeniert Aki Kaurismäkis Märchen »Der Mann ohne Vergangenheit« am LTT in starken Bildern. 

Die Mär vom »guten Menschen« ist schon häufiger auf Bühne und Leinwand erzählt worden, nicht zuletzt von Bertolt Brecht. Auch Aki Kaurismäki erzählt sie in seinem lakonisch-poetisch gehaltenen Sozialdrama »Der Mann ohne Vergangenheit« aus dem Jahr 2002. Im großen Saal des LTT in Tübingen hat das Stück des finnischen Filmemachers am Freitagabend in einer Bühnenfassung viel bejubelt Premiere gefeiert.

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Blog: Charlottes Theaterpassion, 2. Oktober 2017

Ohne Vergangenheit aber mit Hund

(von Charlotte)

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