Eine Smartphone-App von Tobias Rausch & Landestheater Tübingen

VIDEO-HIKE WINTERLINGEN

Ein Projekt der THEATERWERKSTATT SCHWÄBISCHE ALB im Rahmen von STADT. LAND. IM FLUSS.

Was kommt heraus, wenn man Geocaching, Landschaftstheater und Video-Walk verbindet? Ein komischer Denglisch-Begriff, mag mancher vorschnell denken. Mitnichten: Der Autor und Regisseur Tobias Rausch war für das Landestheater Tübingen (LTT) auf der Schwäbischen Alb unterwegs, um dort eine ganz neue Kunstform zu entwickeln: Ein Video-Hike, erhältlich als Smartphone-App, führt Besucher*innen auf einen Spaziergang zu sechs Stationen in und um Winterlingen bei Albstadt, an denen sie Orte, Menschen und Themen des Strukturwandels auf besondere Weise erleben können.

 

Ortsspezifische Filme, sogenannte Video-Walks, erzählen persönliche Geschichten und erfinden neue Bilder: Drei Göttinnen spinnen den Schicksalsfaden, ein Musikverein besetzt einen Kuhstall, ein Haus wird mit Träumen und Wünschen bestückt – die Filme sind dokumentarisch, fiktional und surreal zugleich. Die App ist ein Erlebnisparcour und ein lebendiges Archiv des Ortes und des Themas Strukturwandel.

 

Der Video-Hike Winterlingen ist ab dem 9. Oktober im App-Store und Google Play Store erhältlich. An der Entwicklung und der Produktion der App sind über 200 Menschen aus Winterlingen und Umgebung beteiligt, haben die Recherche unterstützt oder sind als Expert*innen und Spieler*innen Teil des Projekts.

 

HIER gehts zum Trailer des Video-Hike Winterlingen!

 


WIE DIE APP ENTSTAND

 

Im Dezember 2015 hat der Regisseur und Autor Tobias Rausch unter der Arbeitshypothese "Die Schafe sind weg" eine Recherche im Gebiet der Schwäbischen Alb begonnen, dem sagenumwobenen Gebiet, das sich einmal quer durch Baden-Württemberg zieht. Im Mittelalter war die Alb noch ein „pirgigs stainigs rauchs Länndle“ mit großer Armut und Hungersnöten, ab dem 19. Jh. wurde sie zur viel besungenen Seelenlandschaft der Romantik. Heute ist sie Wanderparadies und Arbeitsplatz, Mythos und Realität, lebt von ihren Traditionen und sucht nach einer neuen Identität.

Wie viele ländliche Regionen ist sie vom Strukturwandel betroffen, vom demographischen Wandel, von Migration und auch der globalisierten Wirtschaft. Hinter dem abstrakten Begriff des Strukturwandels verbergen sich tausende Einzelschicksale und Geschichten: Für Wanderschäfer und ihre Herde wird die Situation immer bedrohlicher; die traditionellen Routen werden durch Straßen und Neubaugebiete versperrt; die Preise für Schaf-Fleisch sind im Keller,  immer mehr Streuobstwiesen wuchern zu. Die Textilfabrik im Ort hat geschlossen, weil die Produktion nach Asien verlagert wurde. Wo früher Streuobstwiesen waren, entsteht jetzt ein Neubauviertel für Pendler. Aber es entsteht auch Neues: Eine "Albroller" wird erfunden und erfolgreich vermarktet, aus einem Schweinehof wird ein Ziegenhof mit exklusiven Produkten, eine Kleinkunstbühne macht Projekte mit Kindern und Jugendlichen.

Aus der Recherche mit dem Titel „Die Schafe sind weg“ wurde die Idee zu einem ganz neuen Format: dem „Video-Hike Winterlingen“. Dieses crossmediale Kunstprojekt macht den Strukturwandel sinnlich erfahrbar - mit einer Smartphone-App, mit der man einen Video-Hike durch eine Gemeinde auf der Alb machen kann: Winterlingen bei Albstadt. Der Video-Hike Winterlingen setzt sich mit der Frage auseinander: Ist der Strukturwandel eigentlich eine schicksalhafte Macht, die unausweichlich ist? Wer zieht die Fäden, an denen wir alle hängen? Oder hat jeder selbst sein Schicksal in der Hand?

 

WIE DIE APP FUNKTIONIERT

 

Auf einem ca. 3 1/2-stündigen Rundgang durch Winterlingen und die Nachbargemeinden Harthausen und Benzingen können Besucher*innen an verschiedenen Stationen den Ort und seine Geschichten entdecken.

Als transmediales Dokumentar-Film-Projekt enthält der Video-Hike Elemente von Geo-Caching, Video-Walk und surrealem Landschaftstheater mit Vor-Ort-Installationen. Die Besucher*innen laden sich die App Video-Hike Winterlingen auf ihr Smartphone oder Tablet und werden von der App mittels GPS-Koordinaten durch die Landschaft gelenkt. Sobald sie am Ort mit den richtigen GPS-Koordinaten angekommen sind, öffnet sich auf dem Bildschirm ein Fenster, auf dem Videosequenzen mit Szenen und Interviews zu sehen sind, die am gleichen Ort aufgenommen wurden. Angeleitet durch das Video entdecken die Besucher*innen vor Ort versteckte Hinweise, ungewöhnliche Blickwinkel und die unsichtbare Geschichte des Ortes hinter der Fassade. Virtuelle Erzählung und realer Ort werden übereinander geblendet.

Der Video-Hike Winterlingen startet am Rathaus von Winterlingen.

Die App ist ab dem 9. Oktober im App-Store und Google Play Store erhältlich!

 

 

MITWIRKENDE

 

An der Entwicklung und der Produktion der App waren über 150 Menschen aus Winterlingen und Umgebung beteiligt, haben die Recherche unterstützt oder sind als Expert*innen und Spieler*innen Teil des Projekts.


Konzept, Regie, Buch Tobias Rausch Assistenz & Künstlerische Mitarbeit Melina von Gagern, Sven Hartlep Ausstattungsleitung Anselm Stählin Dramaturgie / Künstlerische Leitung THEATERWERKSTATT SCHWÄBISCHE ALB Kerstin Grübmeyer  Kamera  Michael  Throne  Ton  Markus  Rebholz  Komposition  Matthias Hermann Künstlerische Produktionsleitung THEATERWERKSTATT SCHWÄBISCHE ALB Franziska  Weber  Mitarbeit  Evelin  Nolle-Rieder  App-Programmierung Pixelcloud Ludwigsburg

In Kooperation mit der Filmakademie Baden-Württemberg, der Grund- und Werkrealschule Winterlingen, der Kleinkunstbühne K3, der Vetterzunft Harthausen, dem Musikverein Winterlingen, Albroller / Olaf Pott, dem Chor Cantus Iuvenis und der Gemeinde Winterlingen.

Der Video-Hike Winterlingen ist das erste einer Reihe von Projekten, die das LTT mittels der neu gegründeten THEATERWERKSTATT SCHWÄBISCHE ALB auf dem Land in partizipativen Formaten durchführt.

Die Recherche und Konzeptentwicklung von „Video-Hike Winterlingen“ wurde gefördert im Innovationsfonds Kunst Baden-Württemberg. Die Umsetzung inkl. der App-Produktion fand im Rahmen des Projekts „Lernende Kulturregion Schwäbische Alb“ statt und wurde gefördert in „TRAFO – Modelle für Kultur im Wandel“, eine Initiative der Kulturstiftung des Bundes, sowie durch das Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst Baden-Württemberg und das Ministerium für Ländlichen Raum und Verbraucherschutz Baden-Württemberg.



THEATERWERKSTATT SCHWÄBISCHE ALB

Künstlerische Produktionsleitung
Franziska Weber
07071 / 159 279
weber(at)landestheater-tuebingen.de

Gefördert im Innovationsfonds des Landes Baden-Württemberg
sowie im Rahmen des LTT-Projekts STADT. LAND. IM FLUSS / THEATERWERKSTATT SCHWÄBISCHE ALB








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